„Einfach unbezahlbar“
Petra Hartmann zurück vom Kunstfestival „Art on the Square“
Paderborn (st). „Ich würd‘ es sofort wieder machen.“ Zwar hat die Paderborner Künstlerin Petra Hartmann nur zwei ihrer 50 nach Amerika transportierten, aus Abfallmaterial komponierten ,,Bildkästen“ verkauft, aber „Art on the Square“, das dreitägige Freiluft-Kunstfestival im Zentrum der Partnerstadt Belleville, hat sie restlos begeistert. Mehr als 70.000 Besucher. „Es herrschte Volksfeststimmung wie auf Libori.“
100 Künstler mit ihren Werken unter 100 kleinen Zeltdächern. Die Paderbornerin mittendrin hatte ob der vielen Eindrücke ,,die ganze Zeit das Gefühl, ich bin im Kino“. Neben einem britischen Glaskünstler, einem Mexikaner und zwei Kanadiern war sie der fünfte internationale Gast dieser Schau. „Es war eine wichtige und tolle Erfahrung“, lautet Hartmanns rundum positive Reise-Bilanz. Dass die Acrylglasscheiben mancher ihrer Kästen trotz sorgfältiger Verpackung beim Hinflug lädiert wurden (der Rückflug steht ihnen noch bevor), trübt die Bilanz nicht.
Kaum war Petra Hartmann in St. Louis mit stellvertretender Bürgermeisterin Elsbeth Menneken aus dem Flugzeug geklettert, fand sich die Paderbornerin bereits mit Patty Gregory, der Managerin der Schau, in einem Fernsehstudio der Belleviller Nachbar-Großstadt wieder. Zeitungen kündigten ihre Teilnahme an Art on the Square in großen Lettern an. Da blieb der Andrang am Zelt mit den ,,Bildkästen“ aus Germany nicht aus. Neben der Belleviller Stadtfahne hatten die Gastgeber zu Ehren Hartmanns in ihrem Zelt auch eine Deutschlandfahne aufgehängt.
„Ich habe unheimlich viele gute Gespräche geführt.“ Die Kommentare, die sie zu ihren Werken bekommen habe, seien einfach „unbezahlbar“. Die 48-jährige Englisch- und Kunstpädagogin des Gymnasiums Schloß Neuhaus: „Da geht einem das Herz auf.“ Vor allem der Sinn für Humor, der aus ihren Arbeiten sprüht , hatte es dem Publikum angetan. Quer durch die Generationen. Einer alten Frau liefen gar die Freudentränen die Wangen herunter. „Yo’ve made my day“, habe diese sich lachend aus dem Zelt Nummer 58 verabschiedet. „Pretty cool stuff“, lautete die Anerkennung, die ein paar junge Leute im Punker-Look über die beringten Lippen brachten.
Favorit in der Publikumsgunst unter den Abfall-Kunst-Werken aus PB: Ein Bildkasten, in den Petra Hartmann einen ausgedienten alten Plastikfön installiert hat. Genau vor den Luftkanal des Haartrockners hat sie ein kleines Plastikflugzeug montiert – und dieses Werk „Turbulenzen“ genannt. Die gab es später, auf dem Rückflug via Washington, tatsächlich.
Für Hartmann war „Art on the Square“ ein ungewöhnliches Kunst-Ereignis. „Eine solche Mischung aus Kunst-Messe und Kunsthandwerksschau gibt es bei uns in Deutschland nicht. Aber die Amerikaner unterscheiden ja auch nicht zwischen E- und U-Literatur.“ Und eine gefragte Schau: Immerhin habe es für Art on the Square 700 Bewerbungen gegeben. 600 erhielten eine Absage. Beeindruckt ist Petra Hartmann von der „ungeheuren Freundlichkeit“, die sie in Belleville erlebte. Und der perfekten Organisation der Schau. „Ein Heer von Freiwilligen stand bereit. Jeder Künstler bekam vorab ein kleines Fähnchen. Hängte er es draußen am Zelt aus, war das ein Zeichen für die Helfer: Dieser Künstler muss mal eben zum Klo oder etwas essen und braucht an seinem Stand Vertretung.“
Am Rande von Art on the Square auch offizielle Gespräche. Bellevilles Bürgermeister Mark Kern bekräftigte gegenüber Elsbeth Menneken den Wunsch nach Vermittlung von Künstlern aus den fünf europäischen Partnerstädten Paderborns, um Art on the Square künftig noch internationaler werden zu lassen. Menneken sagte Unterstützung zu.
Während Petra Hartmanns Anwesenheit auf der Kunstschau gefordert war, konnte sich die Vize-Bürgermeisterin mit Doris Roach, der Präsidentin der Partnerschaftsorganisation Belleville Sister Cities, auch in der Umgebung Bellevilles umschauen, wo sich im 19. Jahrhundert auch viele Amerika-Auswanderer aus dem Paderborner Land niedergelassen hatten. In der Kneipe von „Klein-Paderborn“ traf sie einen jungen Farmer, der im Sommer einen Europareise plant. Seit der Begegnung mit Menneken hat er eine deutsche Stadt auf seinem Reiseplan, die ebenfalls Paderborn heißt. Eine weitere Stippvisite galt dem Ort St. Libory, der nach dem Paderborner Bistumspatron benannt ist. Menneken: „In der Kirche trafen wir den Küster, und der hieß natürlich – Mueller.“
Petra Hartmann, die nach Przemysl (2003) und Belleville ihre Bildkästen bald auch in der ungarischen Partnerstadt Debrecen zeigen möchte, wird vielleicht schon in den Herbstferien erneut nach Belleville reisen. Dort machte es rasch die Runde, dass die Künstlerin aus Paderborn auch Musikerin ist und Saxofon spielt. Sie wurde eingeladen, mit ihrer Band zum Belleviller Oktoberfest wieder zu kommen. „Mal sehen, was meine Kollegen auf der nächsten Probe dazu sagen…“