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Planungen für 2020:

Kommunalpolitische Zwangspause: Noch ist keine Entscheidung über die vom DAFK gewünschte Namensgebung für das Gelände zwischen Paderhalle und Mühlenstraße gefallen. Foto: Wolfgang Stüken

Corona macht dicken Strich durch
zahlreiche Partnerschafts-Aktivitäten

2020 kein Schüler- und Jugendaustausch, kein Dogwood, keine 30-Jahr-Feier

Das Corona-Virus macht weltweit einen Strich durch viele Pläne. Auch die beiden Partnerstädte Belleville (USA) und Paderborn (Deutschland) sind davon betroffen. Die beiden Partnerschaftsorganisationen Deutsch-Amerikanischer Freundeskreis Paderborn-Belleville (DAFK) und Belleville Sister Cities (BSC), die von den Präsidenten Heiner Sprenkamp und Wayne Reichling geleitet werden, haben kurz vor Ostern angesichts der Pandemie einvernehmlich alle  Besuchsaktivitäten, die für dieses Jahr geplant sind, auf 2021 verschoben. Auch andere wichtige Termine sind gestrichen oder auf unbestimmte Zeit vertagt. Auch die beliebten monatlichen Stammtische des DAFK im Gasthaus „Haxterpark“ müssen pausieren.

Am 8. Juli sollte in Düsseldorf das Flugzeug einer US-Luftfahrtgesellschaft mit den Teilnehmern des diesjährigen Jugendaustausches aus Belleville landen. Zwölf Jugendliche und zwei Betreuer aus der Partnerstadt wollten bei dieser dreiwöchigen Begegnung in Paderborn dabei sein. Paderborner Teilnehmer des Jugendaustausches 2019, der in Belleville stattfand, wollten mit ihren Eltern die Gastgeberrolle für die Jugendlichen aus Belleville übernehmen. Diese Familien und die DAFK-Jugendbeauftragte Uta Hoischen sowie Schatzmeister Erwin Schlenger waren längst dabei, Pläne für einen abwechslungsreichen Paderborn-Aufenthalt zu schmieden. Eine mehrtägiger Ausflug in die Hauptstadt Berlin sollte wie bei Jugendbegegnungen früherer Jahre auch 2020 ein Höhepunkt werden. Das Jugendhotel an der Spree war längst gebucht. 

Dieser Tag jährt sich zum 30. Mal: Die damaligen Bürgermeister Richard Brauer (Belleville, links) und Wilhelm Lüke (Paderborn) unterzeichneten am 2. September 1990 im Paderborner Rathaus feierlich den Partnerschaftsvertrag.
Foto: Otmar Allendorf

Betroffen von der Corona-Streichliste ist auch der diesjährige Schüleraustausch Paderborn-Belleville. Vier Oberstufenschüler aus dem Kreis Paderborn wollten im August für drei Monate in den Süden von Illinois reisen, um an Schulen in Belleville und im Nachbarort Freeburg Erfahrungen im Schulalltag amerikanischer Highschools zu sammeln. Zu ihren Gastgebern in der Kreisstadt Belleville und Umgebung haben sie bereits per E-Mail oder Whats-Up Kontakt geknüpft. Die Vorfreude auf ein erlebnisreiches Vierteljahr war groß. In diesen Wochen sollten ihre Flüge gebucht werden.

Vom Aus für die Planungen für 2020  betroffen ist auch der für den Sommer vorgesehene Gegenbesuch von fünf jungen Leuten aus Belleviller Gastgeberfamilien des Schüleraustausches  2019. Für jeweils mehrere Sommerwochen wollten sie ihre Freunde in Paderborn besuchen und gemeinsam mit ihnen und ihren Eltern interessante gemeinsame Ausflüge durch „Good Old Germany“ unternehmen. 

Abgesagt ist auch der Paderborn-Besuch einer etwa 20-köpfigen Erwachsenengruppe aus der US-Partnerstadt, die zu Libori kommen wollte. Gern hätte Belleville’s Bürgermeister Markt Eckert, der mit seiner Ehefrau Rita kommen wollte, seinen Paderborner Amtskollegen Michael Dreier wiedergesehen. Für Wayne Reichling wäre es der erste Besuch in seiner neuen Funktion als Präsident von Belleville Sister Cities gewesen. Sein Amtsvorgänger und neue Vizepräsident Andy Gaa, Deutschlehrer in Belleville und in der Partnerstadt Koordinator des Jugendaustausches, wäre mit seiner Frau Melissa schon am 8. Juli als Betreuer-Ehepaar für den Jugendaustausch angereist.

Die Paderborn-Visite der BSC-Gruppe sollte unter einem besonderen Stern stehen. In Paderborn sollte nicht nur fröhlich Libori, sondern auch das 30-jährige Bestehen der über den „großen Teich“ reichenden drittältesten Paderborner Städtefreundschaft gefeiert werden. Diese Beziehung nahm mit der Unterzeichnung der Partnerschaftsverträge am 2. September 1990 durch die damaligen Bürgermeister Wilhelm Lüke (Paderborn) und Richard Brauer (Belleville) ihren Anfang.

Das 30-Jährige dieser Partnerschaft im kommenden Jahr nachzufeiern, wäre immer noch pünktlich: Denn auf amerikanischer Seite erfolgte die Vertragsunterzeichnung im Oktober 1991in Belleville  im Beisein einer Paderborner Delegation.

Für die Feier zu Libori 2020 dieses Jahres hatte sich der Deutsch-Amerikanische Freundeskreis etwas Besonderes ausgedacht. Drei Jahrzehnte Freundschaft mit Belleville sollten Anlass sein, in der Paderborner Innenstadt eine Straße oder einen Platz nach der „schönen Stadt“ Belleville zu benennen. Solche Wünsche nehmen in Paderborn den Weg über den Heimatverein. Der DAFK möchte das vom Maspernplatz und der Mühlenstraße aus zugängliche Gelände hinter der Paderhalle, das frühere Grundstück des Haxthausenhofes , das im Zuge der Neugestaltung des Mittleren Paderquellgebietes kräftig aufgewertet worden ist, gern als Belleville-Park oder Belleville-Garten bezeichnen oder zumindest einen durch dieses Gelände führenden Weg nach der Partnerstadt benennen. Der Heimatverein Paderborn unterstützt dieses Vorhaben und hat ein entsprechendes Votum an die Stadtverwaltung gerichtet. Nun müssen sich der Ausschuss für Bauen, Planen und Umwelt und/oder der Kulturausschuss sowie abschließend der Rat zu diesem Vorhaben äußern. Wegen der kommunalpolitischen Corona-Zwangspause lässt diese Entscheidung allerdings noch auf sich warten.

Der DAFK hätte gern am Vortag der Libori-Eröffnung gemeinsam mit den Bürgermeistern beider Städte das Namensschild enthüllt. Doch Corona macht auch durch alle Libori-überlegungen für 2020 einen dicken Strich. 

Der Leiter des Paderborner Kulturamtes, Christoph Gockel-Böhner, plante anlässlich des 250. Beethoven-Geburtstages für den 3./4.Juni das Projekt „Diesen Kuss der ganzen Welt“. Ein internationaler Chor mit Sängerinnen und Sängern aus allen Paderborner Partnerstädten sollte auf der Bühne der Paderhalle, unterstützt von der Nordwestdeutschen Philharmonie, die „Ode an die Freude“ aus dem vierten Satz der IX. Beethoven-Sinfonie  anstimmen. Auch Stimmen aus Belleville sollten dort erklingen. Besagter „Kuss“ ist vorerst nicht mehr möglich. Mehrere der beteiligten Chöre können wegen Corona nicht proben und haben eine Teilnahme abgesagt. Gockel-Böhner versichert: „Wir arbeiten jedoch daran das Projekt nachzuholen; denn es wird nach der Covid-19-Krise noch viel wichtiger sein, mit solchen Projekten das internationale Miteinander wieder zu feiern und voranzubringen. Schon jetzt ist ja gerade die ,Ode an die Freude‘ in der Krise zu einem Symbol geworden, damit nicht das Corona-Virus unser ganzes gesellschaftliches und internationales Miteinander zerstört.“

Noch ein anderes kulturelles Event ist betroffen: Die Partnerstadt Belleville hat ihr beliebtes Kunstfestival „Art on the Square“, das vom 15. bis 17. Mai stattfinden sollte, gestrichen. Dort sollte für Schüler und Studenten  der künstlerische Wettbewerb „Junge Leute sehen Belleville“ gestartet werden. Die besten Ergebnisse – Malerei, Collagen, Fotos und Videos – sollten im August in der Reihe „Forum Junger Künstler“ im Gewölbesaal des Neuhäuser Marstalls ausgestellt werden. Zwei Siegern des Wettbewerbs wollte das Paderborner Kulturamt eine Reise an die Pader spendieren. Auch diese Ausstellung steht nun auf wackligen Füßen – die als Preis winkende Reise ebenso.

Der Deutsch-Amerikanische Freundeskreises seinerseits musste seine Planungen für das diesjährige Frühlingsfest „Dogwood“ auf Eis legen. Per Bus sollte es im Mai nach Rüthen-Kallenhardt gehen, um eine westfälische Whisky-Brennerei zu besichtigen und anschließend in gemütlicher Runde zu speisen und zu feiern.

Wird Bellevilles neuer Bischof: Michael G. McGovern. Foto: Erzdiözese Chicago

Auch im kirchlichen Leben wirft Corona Terminpläne über den Haufen. Papst Franziskus hat Anfang April den Chicagoer Priester Michael G. McGovern (55) zum neuen Bischof von Belleville ernannt. Der Termin des feierlichen Amtsantritts – vermutlich im Spätsommer oder Herbst – steht wegen Corona in den Sternen. Der seit 2015 amtierende Belleviller Bischof Edward K. Braxton, der in seiner Bischofskirche bereits mehrere Paderborner Besuchergruppen willkommen geheißen hat, musste dem Papst vergangenen Jahr mit der Vollendung seines 75. Lebensjahres seinen Rücktritt anbieten. Der Papst hat dieses Gesuch akzeptiert.

McGovern, der aus Evergreen Park in Illinois stammt und im letzten Jahr sein silbernes Priesterjubiläum feiern konnte, ist gegenwärtig Pfarrer einer kleinen Gemeinde des Erzbistums Chicago in Old Mill Creek, wo er von seinen Pfarrangehörigen „Father Mike“ genannt wird. Er absolvierte seine Ausbildung zum Priester im St. Mary of the Lake Seminary in Mundelein. Der Ort ist nach dem Seminargründer, dem Chicagoer Erzbischof George William Mundelein  (1872-1939) benannt, einem Nachfahren von Amerika-Auswanderern der Paderborner Mündelein-Familie.

Die Diözese Belleville umfasst 28 Kreise des südlichen US-Bundesstaates Illinois und zählt 70.000 Katholiken. McGovern hat sich ihnen und den Priestern des Bistums in einer Videobotschaft per Internet vorgestellt. Eine Reise nach Belleville war wegen der Beschränkungen durch Corona noch nicht möglich.