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Am 21. Juni Ausstellungsfahrt

„Vom Streben nach Glück“

Wohlstand, Freiheit, Abenteuer – das waren die Hoffnungen, die über 300.000 Menschen aus Westfalen im 19. und 20. Jahrhundert dazu bewegten, in den Vereinigten Staaten von Amerika, der „Neuen Welt“,  ein neues Leben zu beginnen. Die Ausstellung „Vom Streben nach Glück“ (bis 25. September 2016) im Ziegeleimuseum Lage des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) veranschaulicht die Geschichte dieser Auswanderungsbewegung, beleuchtet die Ursachen, zeichnet Reisewege nach und schildert Biografien westfälischer Emigranten. Der DAFK bietet am Nachmittag des 21. Juni eine Busfahrt zu dieser Ausstellung an. Bis Freitag, 10. Juni, können sich Interessierte für die Fahrt  zu dieser interessanten Ausstellung anmelden.

Hauptziel war der Mittlere Westen

Postkarte eines Auswandererschiffes im Hamburger Hafen. Foto: Deutsches Auswanderer-
haus Bremer-haven/LWL

„Hier lebt man besser als in Deutschland“, berichtete 1830 der Amerika-Auswanderer Peter Horn aus Pennsylvania in einem Brief an seine Eltern. Wohlstand, Freiheit, Abenteuer – das waren die Hoffnungen, die über 300.000 Menschen aus Westfalen im 19. und 20. Jahrhundert dazu bewegten, in den USA ein neues Leben zu beginnen. Die Ausstellung „Vom Streben nach Glück“ (bis 25. September 2016) im Ziegeleimuseum Lage des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) veranschaulicht die Geschichte dieser Auswanderungsbewegung, beleuchtet die Ursachen, zeichnet Reisewege nach und schildert Biografien westfälischer Emigranten. Das Spektrum der mehr als 100 Exponate reicht von Fotos und Postkarten über persönliche Gegenstände der Auswanderer bis hin zum Taufstein aus einer von Lippern gegründeten Kirche in Wisconsin.

Der Deutsch-Amerikanische Freundeskreis Paderborn-Belleville (DAFK) bietet Mitgliedern und weiteren Interessierten am Dienstag, 21. Juni, eine Halbtagsfahrt zum Besuch der Ausstellung „Vom Streben nach Glück“ an. Die Teilnahme (Busfahrt, Gruppeneintritt, Führung durch die Ausstellung) kostet 15 Euro, für Besitzer der LWL-Museumscard 12,50 Euro. Der Bus startet um 14 Uhr am Parkplatz Rolandsbad am Fürstenweg (Rückfahrt um 18 Uhr). Der Teilnehmerbeitrag wird im Bus einkassiert.  Anmeldung bis Freitag, 10. Juni, im Büro des Präsidenten Kurt-Heiner Sprenkamp, Tel. (05254) 2412, bei Schatzmeister Hans-Erwin Schlenger, Tel. (05251) 73551 oder per E-Mail: info@dafk-paderborn.de.

Die Ausstellung bleibt zunächst in der alten Heimat: „In den ländlich geprägten Regionen Westfalens erbte nur der älteste oder der jüngste Sohn den gesamten Besitz“, erklärt LWL-Museumsleiter Willi Kulke. Die Geschwister gingen leer aus. Ihnen blieb als Ausweg nur eine Heirat oder ein Leben als Knechte und Mägde auf dem Hof des Bruders. Aber auch politische Gründe bewegten die Menschen dazu, ihre deutsche Heimat zu verlassen. Prominenteste Gruppe dieser politischen Auswanderer waren die Anhänger der revolutionären Bewegung um das Jahr 1848. Zu den Aktivisten, die nach dem Scheitern der Revolution nach Amerika emigrierten, gehörte etwa die Bürgerrechtlerin Mathilde Franziska Anneke aus Hiddinghausen bei Hattingen (Ennepe-Ruhr-Kreis) oder der Maler Carl Schlickum aus Hagen.

Agenten vermittelten den Ausreisewilligen die Schiffsfahrkarten für die Überfahrt in die USA. Die Reise begann meist in den beiden großen deutschen Auswandererhäfen in Bremerhaven und Hamburg. Das Modell eines Auswandererschiffes aus dem Deutschen Technikmuseum in Berlin sowie Postkarten und Werbeplakate der Reedereien zeigen, wie diese Schiffe aussahen.

Die meisten deutschen Auswanderer hielten bereits Kontakt zu Menschen aus ihrem Dorf oder zu Verwandten, die schon in den USA lebten. Da Klima und Landschaft denen in der Heimat sehr ähnlich waren, siedelten sich die meisten Westfalen im Mittleren Westen an. Fast eine Million Deutsche fanden hier eine neue Heimat. „Zu Beginn des Ersten Weltkrieges hatten über acht Millionen Menschen in Nordamerika deutsche Vorfahren. Sie lebten als Farmer in den nördlichen Staaten des Mittleren Westens, waren aktiv in der Kultur, in der Politik und im Wirtschaftleben der Vereinigten Staaten“, weiß Anne Overbeck von der Arbeitsstelle für Deutsch-Amerikanische Bildungsgeschichte der Universität Münster, die als Kooperationspartner beim Ausstellungsprojekt mitgewirkt hat.

Im Mittleren Westen liegt auch Paderborns US-Partnerstadt Belleville (Illinois). Vor allem der Bundestaat Indiana mit seiner Hauptstadt Indianapolis wurde zu einem Zentrum deutschen Wirkens. In Fort Wayne brauten und vertrieben die Berghoff-Brüder „Dortmunder Beer“. Clemens Vonnegut aus Münster brachte es mit einem Haushalts- und Eisenwarenhandel in kurzer Zeit zu Reichtum. Und William Edward Boeing, Sohn eines Einwanderers aus dem heutigen Hagen, gelang es gar, einen Weltkonzern aufzubauen.

Neben Knowhow brachten die Deutschen auch das Vereinswesen mit in die neue Heimat: In den meisten Städten des Mittleren Westens gab es Männerchöre und Turnvereine, auch Karneval wurde gefeiert. Die alteingesessenen Amerikaner konnten mit dieser Art der Freizeitbeschäftigung nichts anfangen. Anne Overbeck: „Die Deutschen blieben lange unter sich. Erst in den 1920er Jahren wurden zum Beispiel die Turnvereine für alle Amerikaner populär.“

Mit dem Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg veränderte sich das Verhältnis zwischen Amerikanern und Deutschen. Viele Familiennamen wurden amerikanisiert, deutsche Zeitungen, Reklametafeln und Bräuche verschwanden aus der Öffentlichkeit. Ein eigenes Kapitel widmet die Ausstellung dem Thema Vertreibung und Verfolgung nach 1933. So wanderten über 120.000 deutsche Juden und Intellektuelle nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten nach Amerika aus. „Wir verbinden unsere Ausstellungen immer mit dem Gedanken des Museums als Forum über aktuelle Debatten. Die Geschichte der Amerika-Auswanderer zeigt viele Parallelen zur Situation der heutigen Flüchtlinge“, so Kulke. Zwar seien die Deutschen damals nicht vor einem Bürgerkrieg geflohen, wohl aber aus einer hoffnungslosen Lebenssituation, die ihnen weder Auskommen noch berufliche Perspektive bot.

Zur Ausstellung ist ein Begleitbuch (14,95 Euro) erschienen. Es ist im Museumshop erhältlich.