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Ausstellung im Gewölbesaal

Künstlerische Reise führt auch in
die US-Partnerstadt Belleville

Die Staatsstraße 159, die durch den Süden des US-Bundesstaates Illinois verläuft, führt auch durch die Paderborner Partnerstadt Belleville. Die hölzernen Leitungsmasten für Strom- und Telefon und die vielen ausgebesserten Fahrbahnschäden verdeutlichen den enormen Sanierungsbedarf der öffentlichen Infrastruktur in den USA. Wolfgang Brenner drückte hier im Jahr 2011 auf den Auslöser.

Reisen, Begegnung, Austausch sind seit Monaten nur eingeschränkt möglich. Eine neue Ausstellung im Gewölbesaal im Neuhäuser Schlosspark erlaubt ab Freitagabend, 20. August, zumindest eine Kurzreise in drei Paderborner Partnerstädte. Allerdings: Es gilt Maskenpflicht und ab diesem Tag außerdem die neue NRW-Coronaschutzverordnung. Diese schreibt für Veranstaltungen in Innenräumen für alle Personen, die weder vollständig geimpft noch genesen sind, die Vorlage eines negativen Antigen-Schnelltests oder eines negativen PCR-Tests vor, der nicht älter als 48 Stunden ist.

Fotografien von Wolfgang Brenner führen nach Przemysl (Partnerstadt seit  1993) und Belleville (Partnerstadt seit 1990). Es sind Momentaufnahmen und Eindrücke beim Gang durch die Stadt, Szenen aus dem Alltag, die das Leben und die Wirklichkeiten im Stadtgefüge zeigen. Nicht der touristische Blick auf Sehenswürdigkeiten leitet Wolfgang Brenner bei seinen Fotoarbeiten, sondern sein Gespür, Eigenarten und besondere Konstellationen zu entdecken.

Suat Özdemir verarbeitet das historische Bildgedächtnis aus Bolton in einem großen Raumgemälde, das an die Geschichte der Stadt und ihre Tradition erinnert. Ausgangspunkt für seine Arbeit waren Fotografien, die er malerisch umgesetzt hat. Die Malerei erweitert er zu einer Materialcollage. Das Thema wird stofflich greifbar.

„Ich freue mich, dass die beiden Künstler ihre Annäherungen an die Partnerstädte Przemysl, Belleville und Bolton hier zeigen. Eigentlich war geplant, in diesem Jahr künstlerische Arbeiten aus Belleville auszustellen. Aber coronabedingt war dieser Austausch nicht möglich,“ erklärte Dr. Andrea Brockmann, Leiterin der städtischen Museen und Galerien und Organisatorin von „Begegnungen. Reise in die Partnerstädte“, das diesjährige Konzept der Partnerstadt-Ausstellung.

Gefragter Künstler: Gerade erst hat Wolfgang Brenner mit seiner Partnerin Dagmar Venus eine Galerie-Ausstellung im kroatischen Nin bestritten. Beide Künstler stellen derzeit auch in zwei getrennten Ausstellungen im Bad Driburger Stadtteil Dringenberg aus. Brenners Siebdrucke und Mixed-Media-Arbeiten sind noch bis zum 29. August in der dortigen Burg zu sehen. In Paderborn ist/war Brenner an der von sechs Fotografinnen und Fotografen gestalteten Fotoausstellung „By Drive“ zur ehemaligen britischen Alanbrooke-Kaserne an der Elsener Straße beteiligt. Die Fotos waren am historischen Zaun der Kaserne befestigt. Doch ein großer Teil der mehr als 60 Werke wurde Anfang Juli nachts von dreisten Dieben entwendet. In Brenners „galerie @19“ an der Elsener Straße 19 wollen die sechs Fotografen diese Ausstellung mit neu ausgedruckten Motiven ab 15. Oktober in kleinerem Umfang erneut präsentieren. Viele Paderborner kennen Wolfgang Brenner auch durch seine Druck- und Siebdruckkurse bzw. als Dozent mancher Paderborner Sommerakademien.

Es gibt vermutlich keinen Künstler, der eine so intensive Beziehung zu einer der sechs Paderborner Partnerstädte pflegt wie der 64-jährige Wolfgang Brenner ins polnische Przemysl. Drei Einzelausstellungen hat der Maler, Grafiker und Mixedmedia-Künstler in der im äußersten Südosten des Nachbarlandes gelegenen Stadt am Fluss San bereits gestaltet, und an nicht weniger als 15 Gemeinschaftsausstellungen im Karpatenvorland war er schon beteiligt. Außerdem hat er dort schon mehrere Workshops mit Jugendlichen durchgeführt. Zwei Jahrzehnte besteht diese künstlerische Verbindung in diesem Jahr.

Keine Frage, dass unter den fotografischen Impressionen Brenners in der Ausstellung im Gewölbesaal im Schlosspark Arbeiten aus Przemysl dominieren. Aber unter den 39 Fotografien befinden sich auch nicht weniger als neun Motive aus der US-Partnerstadt Belleville in Illinois. Dort nahm Brenner 2011, unterstützt vom Deutsch-Amerikanischen Freundeskreis, mit einer Auswahl seiner Collagen am großen Kunstfestival „Art on the Square“ teil, das jährlich im Mai (2021 ausnahmsweise wegen der Corona-Pandemie erst im Oktober) viele tausend Besucher aus einem großen Umkreis nach Belleville lockt.

Wolfgang Brenner führte in seinem weißen Ausstellungszelt am Kreisel der Hauptkreuzung „Public Square“ eine Menge Gespräche, denn als Paderborner Kulturbotschafter zählte er 2011 bei der Belleviller Kunstschau zu den Künstlern mit der weitesten Anreise. Und außerdem kam er aus „Good old Germany“, was in der Stadt, in der im 19. Jahrhundert zahlreiche deutsche Einwanderer eine neue Heimat fanden, stets Garant für interessante Gespräche und neugierige Fragen ist. Aber auch in künstlerischer Hinsicht konnte Wolfgang Brenner die Teilnahme an „Art on the Square“ als Erfolg verbuchen. Der dortige Rotary-Club zeichnete ihn für seinen Ausstellungsbeitrag mit dem „Belleville Art Award“ aus. Außerhalb der Öffnungszeiten des Kunstfestivals fand Brenner damals auch Zeit, zur Kamera zu greifen und in Belleville auf Motivsuche zu gehen. Einige Ergebnisse werden im Gewölbesaal zu sehen sein.

Bei allen Arbeiten Brenners, die während der „Reise in die Partnerstädte“ zu sehen sind, handelt es sich um Fotodrucke auf 100 mal 75 Zentimeter großen Alu-Dibond-Platten. 

Die Ausstellung beginnt am Freitag mit einem „Soft Opening“ von 19 bis 21 Uhr. Die Künstler sind anwesend und geben eine Erläuterung zu ihren Werken. Anschließend ist die Ausstellung bis zum 3. September zu sehen, samstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr und dienstags bis freitags von 14 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. IP/Wolfgang Stüken