Gregory wechselt als Erzbischof nach Atlanta
Paderborn (st). Nun wird vermutlich nichts mehr aus einem Besuch in Paderborn: Wilton D. Gregory, seit 1994 erster Schwarzer auf dem Bischofsstuhl der Diözese Belleville (USA), verlässt die Paderborner Partnerstadt. Er rückt in der kirchlichen Hierarchie eine Stufe höher: Der Papst hat den 57-Jährigen zum neuen Erzbischof von Atlanta im Bundesstaat Georgia ernannt.
Die Diözese Belleville im südlichen Illinois zählt 104.000 Katholiken, Atlanta, wo die Amtseinführung am 17. Januar erfolgt, 367.000. Über die Nachfolge in Belleville hat Rom noch nicht entschieden.
Paderborns früherer, 2002 verstorbener Erzbischof Kardinal Johannes Joachim Degenhardt hatte Gregory schon vor Jahren offiziell zu einem Besuch des Liborifestes nach Paderborn eingeladen. Doch der Terminkalender Gregorys hatte dafür nie Zeit gelassen. Insbesondere in den letzten Jahren nicht. Als Vorsitzender der US-amerikanischen Bischofskonferenz von 2001 bis November 2004 ? erster Afro-Amerikaner auch in dieser Funktion ? war er in den gesamten USA und darüber hinaus ein gefragter Kirchenmann. Und um seine Aufgabe nicht zu beneiden: In seine Amtszeit fiel die Aufdeckung einer Vielzahl von Fällen von Kindesmissbrauch durch katholische Priester in den USA. Die eher schleppende Art Weise, in der manche Ortsbischöfe die Aufklärung dieser Fälle zunächst voran trieben, forderten Gregorys besonderes Einsatz als Chef der Bischofskonferenz. Mehrmals war er auch auf deutschen Fernsehschirmen zu sehen, wenn er zur Berichterstattung und Beratung beim Papst in Rom vorsprach.
War er gerade in Belleville anwesend, wenn Besuch aus der deutschen Partnerstadt dort weilte, war es für Gregory keine Frage, die Gäste persönlich zu begrüßen, so auch im Sommer 2002 Bürgermeister Heinz Paus.
Zurück von der Ernennung zum Erzbischof von Atlanta zelebrierte Gregory am dritten Advent einen Gottesdienst in Belleville. Er werde die Menschen dort sehr vermissen, sagte er mit Tränen in den Augen.
Der 1973 zum Priester geweihte Gregory hat unter anderem im Priesterseminar von Mundelein in der Nähe Chicagos studiert und später dem Lehrkörper dieser kirchlichen Hochschule angehört. Der Ort Mundelein ist nach dem früheren Chicagoer Erzbischof Georg William Mundelein (1872 -1939) benannt ? Nachfahre des aus Altenbüren bei Brilon stammenden Amerikaauswanderers Franz Theodor Mündelein.
aus: Neue Westfälische, 14. Dezember 2004