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„Es ist wunderbar, Teil dieser Verbindung zu sein“

DAFK-Delegation feiert in der Partnerstadt Belleville das 20-jährige Bestehen der Städtefreundschaft – eine USA-Reise mit vielen Erlebnissen

Er kenne in seinem Amtsbereich „keine besser funktionierende Städtepartnerschaft“. Mit diesen Worten gratulierte Lansing G. Hecker (St. Louis), Honorarkonsul der Bundesrepublik Deutschland für den US-Bundesstaat Missouri und den Süden des Nachbarstaates Illinois, zum 20-jährigen Bestehen des Städtebündnisses zwischen Belleville und Paderborn. Hecker war Ehrengast der 20-Jahr-Feier dieser „Freundschaft über den großen Teich“, die anlässlich des Besuches einer Gruppe des Deutsch-Amerikanischen Freundeskreises Paderborn-Belleville von der US-Partnerorganisation Belleville Sister-Cities (BSC) ausgerichtet und mit einem feinen Dinner im St. Clair Country Club begangen wurde. Der Festabend bildete den Schlussakzent der an Höhepunkten reichen USA-Reise der 20 Paderborner.

„Das ist Zukunft“, lobte Hecker den florierenden Schüler- und Jugendaustausch zwischen beiden Städten. „Je mehr wir einander verstehen lernen, desto größer ist die Chance, zu einem weltweiten Frieden zu gelangen“, unterstrich BSC-Präsident Tom Heiting die Bedeutung internationaler Städtepartnerschaften. Das Band der sehr vitalen Freundschaft zwischen Belleville und Paderborn verkörpere „eine großartige Verbindung“.

Eine große Fahne in den Paderborner Stadtfarben dominierte die Dekoration des Saales, in dem das Lakeshore String Quartett, ein Streicherensemble der Belleville Philharmonic Society, für die festliche musikalische Untermalung der 20-Jahr-Feier sorgte. Mehr als 100 Gäste nahmen teil. Die Belleville Philharmonic Society, einst von deutschen Auswanderern mit begründet, schaut auf eine Tradition zurück, die bis in das Jahr 1866 zurück reicht. Sie kann nach den New Yorker Philharmonikern das zweitälteste, kontinuierlich arbeitende Orchester der gesamten Vereinigten Staaten vorweisen.

Der Belleviller Landtagsabgeordnete (State Representative) Tom Holbrook überraschte die Festversammlung mit einer Erklärung des House of Representatives in Springfield, der Hauptstadt von Illinois, mit der die auf diesen Festsonntag (15. Mai) folgende Woche als „Belleville-Paderborn Sister City Partnership Week“ ausgerufen wurde.

 

Bellevilles Bürgermeister Mark Eckert, Ehrenvorsitzender von Belleville Sister-Cities, wünschte der Partnerschaft mit Paderborn „viele weitere Jahre“. Es sei „wunderbar, selbst ein Teil dieser Verbindung zu sein“, erinnerte Eckert an seinen ersten Paderborn-Besuch zum Liborifest 2008 und versprach: „Ich komme wieder.“ Seit seine Tochter Kate 2006 im Rahmen des Jugendaustausches erstmals zu Gast in Paderborn gewesen sei, habe er die heute 19-Jährige buchstäblich an die Partnerstadt „verloren“, bekannte Paderborn-Fan Eckert. Im Privathaus von Mark und Rita Eckert durften seitdem schon zahlreiche Paderborner – einige zum wiederholten Male – amerikanische Gastfreundschaft genießen. Auch diesmal wieder. Eckert: „Die Welt ist kleiner geworden durch diese lebendige Freundschaft.“

Dottie Brauer (80), Gründungspräsidentin von Belleville Sister Cities und Ehrenmitglied des DAFK, erinnerte an eine Autofahrt mit ihrem Ehemann Richard (1928-2004), dem langjährigen früheren Bürgermeister von Belleville (1979-1993).

 

Sie seien im Jahre 1980 als geladene Gäste dabei gewesen, als Waterloo im Belleviller Nachbarkreis Monroe County eine Städtepartnerschaft mit dem ostwestfälischen Porta Westfalica besiegelte, Als sie auf dem Rückweg von jener Feier angeregt habe, Belleville solle doch auch Ausschau nach einer deutschen Partnerstadt halten, habe die Antwort ihres Mannes gelautet: „You’re right, Dottie – Du hast recht.“

Und Richard Brauer ernannte kurzerhand die eigene Ehefrau zur Vorsitzenden eines Komitees, das auf die Suche gehen sollte. . . Eine großartige Freundschaft zwischen zwei Städten und zwischen Menschen in Belleville und Paderborn sei daraus erwachsen, schaute Dottie Brauer zurück.

 

Richard und Dottie Brauer auf amerikanischer und der frühere Bürgermeister Wilhelm Lüke und Ellen Rost als erste Präsidentin des DAFK auf Paderborner Seite hätten die Grundlagen für diese Städtepartnerschaft gelegt, stellte Freundeskreis-Präsident Bernd Broer heraus. Er wurde im Laufe der 20-Jahr-Feier mit dem diesjährigen Herman-Award, dem nach dem Hermanns-denkmal benannten Preis von Belleville Sister Cities, ausgezeichnet. Aber auch der DAFK wartete mit einer Ehrung auf: Ruth Fritz, 1998/99 BSC-Präsidentin und ihr Ehemann, der Unternehmer Bob Fritz, beide unermüdliche Förderer der Städtefreundschaft und häufig zu Besuch in Paderborn, wurden von Bernd Broer unter viel Applaus zu Ehrenmitgliedern des DAFK ernannt. Bob Fritz, ein Großer unter den Bier-Großhändlern im südlichen Illinois, ist seit zwei Jahrzehnten ein Garant dafür, dass ein Partnerschaftstreffen in Belleville niemals als trockene Angelegenheit verbucht werden muss.

 

Eine Reihe von Gastgeschenken wurde an diesem Jubiläumsabend ausgetauscht. Erich Löwe, Schatzmeister des DAFK, hatte als Aufmerksamkeit für die amerikanischen Gäste Erinnerungsmedaillen mit dem Signet der 20jährigen Partnerschaft prägen lassen. Mitglieder von Belleville Sister Cities formierten sich zu einem Chor, um ein Lied auf diese Städtefreundschaft zu singen. Augenzwinkernd plädierte die Belleviller Sängerschar, auf schweißtreibende sommerliche Libori-Erfahrungen anspielend, für künftige Paderborn-Besuche in kälterer Jahreszeit – solange jedenfalls, bis die Partnerstädter ausnahmslos mit Klimaanlagen ausgestattet seien. Frei von jedweden klimatechnischen Anspielungen dagegen der Liedvortrag der Paderborner Gäste, der – nicht minder fröhlich – ganz auf den Wonnemonat abgestellt war. ,,Der Mai ist gekommen,“ schallte es durch den St. Clair Country Club.

Zu den Anekdoten des Jubiläumsabends gehört diese Schilderung Karl Mandls. Der gebürtige Österreicher war 2002/03 Präsident von Belleville Sister Cities. „Ich werde 80 sein, wenn ich aus dem Amt scheide“, schilderte Mandl die Bedenken, die er vor seiner Wahl geäußert hatte. Doch die Antwort aus dem Kreis der BSC-Mitglieder habe nur gelautet: „Und wie alt wirst Du sein, wenn Du dieses Amt nicht annimmst?“

Manchmal sind Freude und Trauer enge Nachbarn. An diesem Abend wurde des verstorbenen Dennis Bielke gedacht, der wenige Tage vor der Ankunft der Paderborner mit 67 Jahren einem schweren Herzleiden erlegen war. Auch eine komplizierte Operation hatte sein Leben nicht retten können. Der pensionierte Bänker, im Ruhestand zum Hochschuldozenten avanciert, war häufig in Paderborn zu Gast. In die Geschichte von Belleville Sister Cities wird er als großer Ideen- und humorvoller Gastgeber eingehen. Bis zu seinem Tod fungierte er als Schatzmeister von BSC. Auch in der Belleviller Wallfahrtsstätte „Our Lady of the Snows“ hatte er lange Jahre ein Vorstandsamt ausgeübt. Auf dem Gelände des Wallfahrtsortes wird zur Erinnerung an Dennis Bielke – auch mit Unterstützung des DAFK – ein Baum gepflanzt.

Wenn Paderborner die US-Partnerstadt besuchen, drängt es sich förmlich auf, einen Abstecher in das kleine, wenige Meilen von Belleville entfernte amerikanische Paderborn zu unternehmen. In der Kirche der 250-köpfigen Pfarrei St. Michael erlebte die Gruppe zum Auftakt des Sonntagsgottesdienstes eine besondere Begrüßung. Als hätten die Pfeifen der Orgel, gespielt vom musikbegeisterten Pfarrer Jim Voelker, an diesem Tag ihr Letztes geben müssen: Mächtig schallte der Liboritusch durch den Kirchenraum des 1861 eingeweihten kleinen Gotteshauses. 2007, beim letzten Besuch einer Paderborner Delegation, hatte Landrat Manfred Müller dem Pfarrer von St. Michael den auf seinem Handy gespeicherten Liboritusch vorgespielt – und ein Versprechen gehalten. Wieder daheim, schickte Müller die Noten dieser Hymne nach Paderborn, Illinois, das Stadtteil von Waterloo (Monroe County) ist.

 

„Sie müssen unbedingt zum Liborifest kommen“, ermunterte DAFK-Präsident Bernd Broer den Seelsorger, der am liebsten gleichzeitig die Messe zelebrieren, seinen Kirchenchor dirigieren und dazu die Orgel spielen würde. „Wir würden ihn gar nicht gehen lassen“, lautete die Reaktion von umstehenden Gemeindemitgliedern. Sie wissen nur zu gut, dass Jim Voelker (67), ihr beliebter Seelsorger, der offiziell bereits pensioniert ist, sicher der letzte eigene Pastor dieser kleinen Gemeinde sein wird. Denn auch in der Diözese Belleville hat der Priestermangel längst zur Bildung größerer Seelsorge-Einheiten geführt. Erster hauptamtliche Priester von St. Michael war von 1861 bis 1863 Wilhelm Busch, der vermutlich aus dem heutigen Bad Wünnenberger Stadtteil Fürstenberg und damit aus dem Bistum Paderborn stammte. Er war es, der den kleinen Ort, in dem sich mehr als 40 deutsche Auswandererfamilien angesiedelt hatten und der bis dahin „German Settlement of Prairie du Long“ hieß, in Paderborn umbenannte.

Im Pfarrsaal (Parish Hall) von Paderborn, ein paar Schritte von der Kirche entfernt, wurde den Gästen und ihren Belleviller Gastgebern und Betreuern nach dem Sonntags-Gottesdienst von Gemeindemitgliedern ein üppiges Frühstücksbüffet geboten – deftiges Sauerkraut inklusive. Gefrühstückt wurde derweil auch in der Partnerstadt Belleville. Dort versammelten sich die 105 Künstler, die am diesjährigen Innenstadt-Festival „Art on the Square“ teilnahmen, vor der Öffnung ihrer weißen Ausstellungszelte zu einer gemeinsamen Morgen-Mahlzeit. Unter ihnen Wolfgang Brenner aus Paderborn. Für ihn wurde das Künstler-Frühstück mit der Nachricht gekrönt, dass er zu den Preisträgern des diesjährigen Festivals zählte. Die Jury des Belleviller Rotary-Clubs hatte ihm die mit 1.000 Dollar dotierte Auszeichnung dieser Vereinigung zuerkannt.

Während das preisgekrönte Werk Brenners aus seiner Siebdruck-Serie „Saskia“ mit dieser Prämierung automatisch in den Besitz der Stadt Belleville wechselte, konnte sich Brenner am Vortag dieses regenreichen Sonntags auch über den Verkauf eines seiner ausgestellten Werke freuen.

Stippvisite von Mitgliedern der Paderborner Gruppe am Ausstellungszelt des Paderborner „Art on the Square“ -Teilnehmers:
Mit Künstler Wolfgang Brenner (5. von links)

Dass dieses weit über Illinois hinaus beachtete Festival für die Stadt, die auf die Zahl von 50.000 Einwohnern zustrebt, ganz sicher kein zu großer Schuh ist, erlebten die Paderborner am Morgen vor der Festival-Eröffnung. Bürgermeister Mark Eckert hatte sie zur Enthüllung eines Kunstwerkes in der Grünanlage einer innenstadtnahen Kreuzung geladen. Wer den Namen „Delilah“ bis dahin nur aus Songs von Tom Jones oder Peter Alexander kannte, lernte hier eine leibhaftige Delilah kennen.

Radiomoderatorin Delilah Rene, deren Hörertelefon aus den gesamten USA angewählt wird, um Kummer oder Freude und einen dazu passenden Musikwunsch los zu werden, hatte im Herbst 2010 in ihrer Sendung zu einer Verschönerungsaktion für die Belleviller City aufgerufen. Belleville hatte unter mehr als 100 Bewerberstädten den Zuschlag erhalten. Gemeinsam mit vielen Freiwilligen der Partnerstadt trat Delilah an, einen Tag lang mit Pinsel und Farbe 65 älteren Gebäuden der Innenstadt zu einem freundlicheren Aussehen zu verhelfen. Als sichtbares Dankeschön für Delilah enthüllte Mark Eckert an diesem Morgen einen von einem Künstler aus Milwaukee geschaffenen mehr als zwei Meter hohen überdimensionalen roten Schuh – Anspielung auf die Produktionsfirma Big Shoes Productions der Moderatorin, die ihren Sitz in Seattle hat. Dass die begeisterte Delilah („Welche Freude!“) zu diesem Ereignis selbstverständlich in rote Schuhe geschlüpft war, war live im regionalen Fernsehkanal aus St. Louis zu sehen. Mark Eckert nutzte die Sendung, um noch einmal kräftig für „Art on the Square“ zu trommeln. Höchst zufrieden nahm er sich nach getaner Enthüllung eine Menge Zeit für die Gäste aus Paderborn.

 

Drei Unterschriften:
Die Proklamation zum 20. Jahrestag der Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunden.

Während Radio-Talkerin Delilah an diesem Tag noch für ein junges Paar aus Belleville als Eheanbahnerin gefordert war, hieß Eckert die Besucher offiziell im Sitzungssaal des Rathauses willkommen. Gemeinsam mit Bernd Broer, der als Gastgeschenk eine Arbeit mit Paderborn-Motiven von Herman Reichold überreichte, und Tom Heiting unterzeichnete Eckert eine Proklamation zum 20. Jahrestag, mit der die Städtepartnerschaft feierlich bekräftigt wurde.

Erste Station der anschließenden Stippvisiten in Belleviller Sehenswürdigkeiten war die Bischofskirche St. Peter – „die größte Kathedrale von ganz Illinois“, wie deren Pastor John Myler herausstellte. Das Labor and Industry Museum vermittelte Einblicke in Bellevilles wirtschaftliche Vergangenheit als Industriestandort für den Bau eiserner Öfen und die Herstellung von Ziegeln, Glas und Zigarren. Aber auch der frühere Kohle-Tagebau in der Gegend um Belleville wird eingehend beleuchtet.

Nicht weit entfernt das Körner-Haus. Hier, an der Mascoutah Avenue/Ecke Abend Street, verbrachte der ehemalige Frankfurter Wachenstürmer Gustav Körner (1809-1896) nach seiner Flucht aus Deutschland viele Jahre seines Lebens.
Von hier führte die politische Karriereleiter in den USA den Belleviller Rechtsanwalt ins oberste Gericht des Bundesstaates und zur Position des Vize-Gouverneurs von Illinois. Vielleicht hat sein Freund Abraham Lincoln, der spätere US-Präsident, der ihn während des Bürgerkrieges als Botschafter nach Spanien sandte, ihn in diesem Haus besucht. Molly McKenzie, Chefin des Komitees, das die Restaurierung des Körner-Hauses vorantreibt, begrüßte die Paderborner zur ersten offiziellen Führung durch das Haus, das voraussichtlich im Belleviller Jubiläumsjahr 2014 (200 Jahr-Feier der Stadt) als Körner-Museum eröffnet werden soll. Inzwischen wurde ein Nachbargebäude erworben, das als Besucherzentrum mit Parkplätzen herge-richtet werden soll.

 

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Körner spielte auch im ersten Teil der Reise eine Rolle. Seine 1842 in Belleville geborene Tochter Augusta hatte 1899 den Richter Roderick E. Rombauer aus St. Louis geheiratet. Nachfahren dieser Familie betreiben heute einen stattlichen Weinbaubetrieb im berühmten Napa Valley in der Nähe von San Francisco.

 

Dorthin führte von San Francisco ein Ausflug der Paderborner Reisegruppe. Die Rombauers sind so stolz auf ihren berühmten Belleviller Vorfahren Gustav Körner, dass sie dessen Nachnamen zu ihrem Vornamen gemacht haben. Seniorchef Koerner Rombauer II ließ für die Paderborner auf der Terrasse seines Wohnhauses eine große Tafel decken, um den Gästen einen feinen Lunch zu servieren. Sohn Koerner Rombauer III kredenzte dazu Kostproben edler Tropfen aus eigener Produktion. In den unterirdischen Weinkellern, die als Stollensystem in den Berg gefräst wurden, lagern und reifen in Eichenfässern Chardonnay, Merlot, Zinfandel und Cabernet Sauvignon. Die mehr als 700.000 Flaschen, die in den „Rombauer Vineyards“ jährlich abgefüllt werden, finden sich auf der Weinkarte edler Restaurants in den gesamten USA.

 

Der DAFK bedankte sich bei den Rombauers für die Gastfreundschaft mit einem gläsernen Wappen der Stadt Frankfurt am Main, der Geburtsstadt Gustav Körners.

Zur Begegnung mit den Paderbornern hatten die Rombauers eine alte Freundin der Familie eingeladen. Die Welt ist bekanntlich nicht sehr groß – Inge Heinemann, geborene Broermann, wurde 1935 in Anröchte im heutigen Paderborner Nachbarkreis Soest geboren. Nach der Mittleren Reife auf einer Lippstädter Schule folgte sie 1952 einem Onkel, der bereits in den 1920er Jahren in die USA ausgewandert war, nach Kalifornien. Inge Heinemann freute sich, mit den Besuchern aus Paderborn wieder einmal in ihrer Heimatsprache plaudern zu können. Zur jüngeren Schwester, die in Anröchte lebt, hat sie regen Kontakt. Inge Heinemann hat in San Francisco einen Deutschamerikaner geheiratet. Mit ihren vier Kindern zog die Familie später nach St. Helena ins Napa-Tal, „weil es hier auf dem Land bessere Schulen gab“. Mit dem Rombauers, die 1972 aus Südkalifornien ins Napa Valley übersiedelten und hier mit dem Weinanbau begannen, sei sie „vom ersten Tag an befreundet“, schilderte Inge Heinemann.

Gastgeber Koerner Rombauer II, der früher Berufspilot war, stellte den Paderbornern auch seine wertvolle Sammlung von Oldtimer-Autos vor. In seinem Wagenpark steht ein Mercedes Benz SL 300 Coupé, Baujahr 1955, das einmal der Schauspielerin Sophia Loren gehörte.

Abseits üblicher touristischer Pfade lauschte die DAFK-Gruppe in San Francisco in der Davies Hall einem Konzert des San Francisco Symphony-Orchesters. 200 Mitwirkende in Chor und Orchester ließen Mahlers zweite Sinfonie zu einem gewaltigen Hörerlebnis werden. Auch die öffentlichen Dachgärten von Hochhäusern der Innenstadt, die mit Stadtführerin Ulla Kaprielian besucht wurden, zählen nicht unbedingt zum touristischen Standardprogramm für „SF“.

 

Auf dem Weg Richtung Belleville lockte Las Vegas als zweitägiger Zwischenstopp. In der Stadt in der Wüste von Nevada, die sich vom Glückspiel- zum Einkaufsparadies und – aufgrund der immer noch wachsenden Hotelkapazitäten – auch zum stark nachgefragten Ort großer Konferenzen weiterentwickelt, wartete ein für manche Mitglieder der Reisegruppe vertrautes Gesicht auf die Paderborner: Edelgard Musicaro, geb. Freitag, Mitglied des DAFK, lebt seit Jahren in Las Vegas. Sie stammt aus Halle in Westfalen, besuchte das Gymnasium auf der Brede, nachdem ihr Vater beruflich nach Brakel versetzt worden war. 1956 wanderte sie in die USA aus, heiratete dort ein Jahr später einen Zahnarzt, der im Rang eines Colonels im Dienste der US-Army stand. Mit ihm lebte sie an Standorten der US-Truppen in der ganzen Welt, bevor sie in der Stadt des Glücksspiels sesshaft wurde.

 

Über Las Vegas, wo Hotelbauten der jüngeren Zeit die Handschrift weltbekannter Architekten tragen, wusste Edelgard Musicaro eine Menge zu erzählen. Sie begleitete die Paderborner zur abendlichen „Jubilee“-Show im Hotel Bally’s, die mit einem Großaufgebot an Tänzern und Tänzerinnen – letztere in prachtvollen bis spärlichen Kostümen – begeisterte. Das Pariser „Lido“ ließ grüßen.

Und dann lockte der Mittlere Westen: Die Belleviller Freunde bereiteten den Paderbornern einen herzlichen Empfang und sorgten für ein rundes Programm in der Partnerstadt, Ausflüge an den Hochwasser führenden Mississippi und nach St. Louis inklusive.

Für Tom Heiting, den amtierenden Präsidenten von Belleville Sister Cities, heißt es bald Abschied zu nehmen von der Paderborner Partnerstadt. Ihn und seine Gattin Gail zieht es zu den elf Enkelkindern, die in Wisconsin leben. Sie wollen ihr Belleviller Haus verkaufen. Paderborn aber bleibt eines ihrer künftigen Reiseziele. Als bereits gewählter Nachfolger (President Elect) an der Spitze der Partnerorganisation BSC steht Jerry Reilmann bereits in den Startlöchern. Er unterstützte Heiting und die mit für das Belleville-Programm verantwortlichen früheren Präsidenten Norma Bergkoetter, Ruth Fritz, Doris Roach und Rich Berkel nach Kräften. „Lasst uns weiter bauen an dieser Freundschaft“, lautete Heitings Abschiedswunsch. Vielleicht hält er es mit der BSC-Gündungspräsidentin Dottie Brauer, die heute – ebenfalls in der Nähe von Verwandten – in Missouri lebt. Immer, wenn eine Besuchergruppe aus PB kommt, kehrt sie für ein paar Tage nach Belleville zurück. Diesmal hatte sie ein besonderes Geschenk für Bürgermeister Mark Eckert dabei: Dokumente aus der Vorgeschichte der Partnerschaft mit Paderborn. Bei einem der Papiere handelt es sich um eine Liste deutscher Städte, die für Belleville als Partner in Frage kamen. Sie stammt aus dem Jahre 1981 und ist damit 10 Jahre älter als die Städtepartnerschaft. Bad Kreuznach steht auf dieser Liste, Baden-Baden, Bingen, Bückeburg – aber schon damals, auf dieser ersten Belleviller Wunschliste, war auch eine Stadt namens Paderborn aufgeführt.