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„Ich komme wieder!“

Zu Libori kam Besuch von daheim: Schwester Lucy, Mutter Rita und Kate Eckert (von links) bei einem Sonderstammtisch des Deutsch-Amerikanischen Freundeskreises vor dem „Weinkrüger“. Foto: Wolfgang Stüken

In dieser Stadt ist sie zwar nicht geboren, und, so behauptet sie, singen könne sie auch nicht. Aber die junge Amerikanerin zitiert den Text des „Paderborn-Liedes“ der Madison-Band aus dem Effeff: „Hab mein Herz an Dich verloren. Paderborn du bist grandios.“ Zwei Zeilen der zweiten Strophe sind für Paderborn-Fans geschrieben, deren Wiege – wie ihre – nicht an der Pader gestanden hat: ,,Ist man auch nicht hier geboren. Wer dich kennt will nie mehr weg.“ Die 24-jährige Kate Eckert aus Paderborns US-Partnerstadt Belleville hat elf Monate in Paderborn gelebt. Als „Assistant Teacher“ hat die Fulbright-Stipendiatin, die an einer Hochschule in Edwardsville (Illinois) Deutsch und Geschichte studiert hat, gründlich in das Schulleben einer deutschen Schule hineingeschnuppert – an der Realschule Bad Lippspringe. Bereits Ende Juni hat sie dort Abschied genommen. Aber sie wollte auf jeden Fall noch das Paderborner Liborifest genießen und blieb ein paar Wochen länger. Doch nun hieß es, die Koffer zu packen und Paderborn ade zu sagen. „Ich komme wieder!“, versicherte sie bei der kleinen Abschiedsfeier, die der Deutsch-Amerikanische Freundeskreis für Kate Eckert bei Weyher im Haxtergrund ausrichtete.

Guten Appetit: Konrad Weyher zeigt Kate Eckert, wie in Westfalen ein leckerer Backschinken zum Servieren vorbereitet wird. Foto: Wolfgang Stüken

 

Kate Eckert beherrscht die deutsche Sprache ziemlich perfekt. Da hätte das Buch, das ihr Präsident Bernd Broer als Abschiedsgeschenk überreichte, eigentlich ein deutschsprachiges Werk sein können. Dass die Wahl auf deutsche Koch- und Backrezepte in englischer Sprache fiel, hat einen ganz einfachen Grund: Darin werden für die Zutaten amerikanische Maße und Gewichtseinheiten verwendet. Nun kann Kate Eckert daheim in Belleville den Herrn Papa und Frau Mama zu „Braised beef marinated in vinegar and herbs“ (Sauerbraten) einladen, dazu vielleicht „Potato noodles“ (Schupfnudeln) auftischen und zum Nachtisch mit „Vanilla sabayon“ (Welfenspeise) überraschen. Der leckere Backschinken, den Gasthauschef Konrad („Conny“) Weyher (58) für Kate Eckert für fast fünf Stunden in seine Backröhre geschickt hatte, stammte nicht aus dem Buch „German Cooking Today“. In Weyher’s Rezept stecken mehr als 20 Jahre haxtergrundige Schinken-Back-Erfahrung. Aber Kate Eckert, die in ihrem Buchgeschenk blätterte, entdeckte eine Anleitung, um demnächst daheim in Belleville vielleicht ähnlich Schmackhaftes wie diesen Paderborner Backschinken auf den Tisch zaubern zu können: „Ich versuch’ mal Crispy pork roasted.“
Welche Unterschiede zu amerikanischen weiterführenden Schulen sind der Fulbright-Stipendiatin in Deutschland aufgefallen? „Hier wird sehr früh mit Fremdsprachen begonnen. Als ich in Belleville meine erste Deutschstunde hatte, war ich bereits 16.“ Eine völlig neue Schulerfahrung für sie war die Teilnahme an einer Zeugniskonferenz, in der alle Lehrer einer Klasse über die Notengebung für jeden Schüler berieten. „So etwas gibt es bei uns nicht.“

Dass sie an die Realschule Bad Lippspringe und damit ganz in der Nähe der Belleviller Partnerstadt Paderborn Berufserfahrungen als junge Nachwuchslehrerin sammeln konnte, war Zufall. Auf einem Fragebogen des Pädagogischen Austauschdienstes der Kultusministerkonferenz (Bonn), mit dem die Fulbright-Stiftung kooperiert, hatte Kate Eckert ganz bewusst kein Wunsch-Bundesland angekreuzt. Als es dann hieß, sie werde in Nordrhein-Westfalen eingesetzt und die Stadt heiße Bad Lippspringe, kam ihr dieser Ortsname nicht ganz unbekannt vor. „Das hatte ich schon mal gehört.“ War sie doch seit 2006 nicht weniger als acht Mal im benachbarten Paderborn zu Gast gewesen.

Die Belleviller Sister-City Paderborn war für die Zeit des Stipendiums auch Kate Eckert’s Wohnort. Sie bezog in einer internationalen Wohngemeinschaft in der Pipinstraße Quartier. Zur Schule nach Bad Lippspringe ging es per Linienbus. Als Assistant Teacher betreute Kate Eckert Sprachübungen im Englischunterricht, bereitete kleine Lektionen über das Leben in Amerika, über Baseball, Thanksgiving oder die amerikanische Art, Weihnachten zu feiern, vor. Zum letzten Schultag der Amerikanerin in Bad Lippspringe hatten die Fünftklässler der Englisch-AG für Kate Eckert nicht weniger als zehn Kuchen gebacken. „Das war eine tolle Party.“

Noch ist die weitere berufliche Zukunft offen. Kate Eckert überlegt, in den USA ein einjähriges Lehramtsstudium anzuhängen. Dann könnte sie sich auch für den Schuldienst in den Vereinigten Staaten bewerben. „Aber für Deutschlehrer gibt es dort nur wenige Stellen.“ Oder sie kehrt – vielleicht mit Unterstützung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes – nach Deutschlands zurück, um hier weiter Deutsch zu studieren und hier einen Master-Abschluss zu machen. Dafür könnte sich auch eine Universitätsstadt namens Paderborn anbieten. . .

Mit ihren Paderborner Freunden genoss Kate Eckert ausgiebig das Liborifest. „Dann ist Paderborn besonders schön.“ Ihre Mutter Rita (51) und ihre jüngere Schwester Lucy (15) kamen zur Festwoche aus Belleville zu Besuch – und feierten kräftig mit. Auch ein paar sehr lange Liborinächte waren dabei. „Ich habe ja ganz in der Nähe der Kirmes gewohnt.“ Eine lange Liborinacht, in der sie vielleicht ein klein wenig zu tief ins Glas geschaut hat, war auch darunter. Lachend gesteht die Amerikanerin: „Ja, es gab einen Hangover in Paderborn.“

Die elf Monate sind schnell vergangen. Kate Eckert unternahm von Paderborn aus zahlreiche Kurztripps: ,,Zürich, London, Stockholm, Italien, zweimal Paris, Brüssel, Krakau.“ Einmal wurde sie in Paderborn in offizieller Mission tätig. Bei der 25-Jahr-Feier des Deutsch-Amerikanischen Freundeskreises am 23. Juni im Rathaus trat Kate Eckert im Namen und Auftrag ihres Vaters, des Belleviller Bürgermeisters Mark Eckert, ans Mikrofon und überbrachte Glückwünsche aus der Partnerstadt. Freundeskreis-Präsident Bernd Broer: „Das war eine großartige Rede.“

Freundeskreis-Präsident Bernd Broer (links) und Vorstandsmitglied Uta Hoischen (rechts) haben das Abschiedsgeschenk für Kate Eckert ausgewählt. Foto: Wolfgang Stüken

Am Tag des großen Kofferpackens telefonierte Kate Eckert zum letzten Mal vor dem Rückflug mit ihrem Vater. Der steckt im Belleviller Rathaus mitten in den Planungen für das Jubiläumsjahr 2014. Dann feiert Belleville 200-jähriges Stadtjubiläum. Er bat seine Tochter, herzliche Grüße an die Freunde in der Partnerstadt zu übermitteln. „Mein Vater hofft, dass so viele Paderborner wie möglich im nächsten Jahr zu diesem Jubiläum nach Belleville kommen.“

Eine bessere Belleville-Botschafterin als Tochter Kate hätte sich Mark Eckert kaum wünschen können. Als Studentin hatte Kate Eckert bei zwei längeren Auslandspraktika die Städte Regensburg und Heidelberg kennengelernt. Der britische Stararchitekt Sir Norman Foster hat Regensburg einmal „eine der schönsten Städte der Welt genannt“. Und in und an Heidelberg hat schon so mancher Amerikaner sein Herz verloren. Kate Eckert hat ihr Herz weder in Regensburg noch in Heidelberg, sondern weiter im Norden verloren. Paderborn sei „my German hometown“, bekannte sie. Und da sie angeblich nicht singen kann, zitierte sie noch einmal aus dem Text des Paderborn-Liedes: „Du hast alles, was ich brauche – krieg von Dir niemals genug. Du bist meine große Liebe – keine andere ist wie Du.“