Wenn ein großer Fußball ein wenig zu heftig geputzt wird
Das Frühlingsfest des Freundeskreises hatte diesmal eine sportliche Note
Nein, eine Übernachtung mit Frühstück in der Benteler-Arena war nicht gebucht. Ein solches Angebot gibt’s auch gar nicht für normale Besuchergruppen. Aber als der Deutsch-Amerikanische Freundeskreis nach der Besichtigung der 15.000 Besucher fassenden Spielstätte des SC Paderborn 07 das Stadion wieder verließ, trudelten allmählich die 68 Mädchen und Jungen ein, denen das Abenteuer Stadion-Übernachtung im Rahmen des Kids-Club-Programms geboten wurde. Bevor die jungen Fußballfans in der Heimkabine und der Mixed Zone des Stadions ihre Schlafsäcke ausrollen konnten, machte die ehrenamtliche Stadionführerin Jenny bei ihrem Rundgang mit den rund 40 Mitgliedern des DAFK dort Station.
Der von Schatzmeister Hans-Erwin Schlenger organisierte
Stadionbesuch bildete den Auftakt des Dogwoodfestes, des jährlichen
Frühlingsfestes des Freundeskreises. Die Teilnehmer der ersten Stadionführung
nach dem Wiederaufstieg der Paderborner Kicker in die 1. Bundesliga. Beim Blick
auf die Geschichte des 2008 eröffneten Stadions (1. Spatenstich 2005) ließ
„Tour-Guide“ Jenny auch die lange Zwangspause beim Bau der Arena, verursacht
durch Klagen aus der Nachbarschaft gegen das Projekt, nicht unerwähnt. Von der
Tribüne schweifte der Blick über das Spielfeld mit dem wintertags beheizbaren Rasen.
Im VIP-Bereich überraschte die Stadionführerin mit der Information,
dass eine der drei Lounges auch für Hochzeiten angemietet werden kann.
Überhaupt hat die Bauweise der Arena für ein stattliches Innenraum-Programm
gesorgt. So kann der Bundesligaverein mit dem kleinsten Etat kann die
landesweit größte Spielerkabine vorweisen. Drinnen konnten die DAFK-Besucher
auch einen umfunktionierten 240-Liter-Abfallbehälter in Augenschein nehmen. Der
rollbare Graue mit blauem Deckel , an der Vorderseite unten mit einem Auslaufhahn
versehen, dient den „Physios“ des Vereins als sogenannte „Eistonne“. Im
ziemlich eiskalten Wasser können sich geschlauchte Kicker der regenerativen
Wirkung von Kälte erfreuen. Ob sie immer ganz freiwillig hineinsteigen, blieb
offen. Beim Gedanken an das eisige Bad in dieser Tonne wird klar, warum das
SCP-Motto auch über dem Türschild dieses Raumes mit der Nummer 0.07 stehen
muss: „Helden geben nie auf.“
Im Foyer der Arena kann ein großer hölzerner Autogrammball
bestaunt werden, auf dem sich 45 prominente deutsche Fußballer mit ihrer
Unterschrift verewigt haben. Oder hatten. Die Autogramme von Karl-Heinz
Rummenigge (2015), Matthias Ginter (2014), Jérome Boateng (2015) und Bastian
Schweinsteiger (2015) auf dem oberen Sechseck des Balls sind zum größten Teil
dem Eifer einer emsigen Reinigungskraft zum Opfer gefallen. Der
Fettecken-Künstler Joseph Beuys und seine berühmt gewordene Düsseldorfer
Putzfrau lassen grüßen. . .
Dem Arena-Rundgang
folgte ein weiterer Glanzpunkt in der Palette wichtiger Paderborner
Sportstätten. In Restaurant des vom Computer-Unternehmer Heinz Nixdorf
gegründeten Ahorn Sportparks, der gar nicht weit vom Stadion entfernt
liegt, wartete auf die Dogwood-Gäste ein
feines Büffet und kühle Getränke. Auch in diesem größten multifunktionalen
Sportzentrum der Stadt mit seinen jährlich 500.000 Nutzern war Staunen
angesagt. Mehr als 30 Vereine bieten hier – vom Breiten- bis zum Spitzensport –
mehr als 30 Sportarten an. Die Zielgruppe ist groß. Sie reicht vom Kleinkind
bis ins Seniorenalter. Vielleicht hat der Ahorn-Sportpark seit diesem
Dogwoodfest noch ein paar sportlich aktive Nutzer mehr. . .
Da hat der Freundeskreis-Vorstand wohl nicht den „schlechtesten Riecher“ gehabt: Wenn sich DAFK-Mitglieder in Frühlingslaune am Mittwoch, 29. Mai, um 16.30 Uhr zwischen der Kernstadt und Elsen an der Paderborner Straße 89 zum Auftakt des diesjährigen Dogwood-Festes treffen, wird die zweite Bundesliga kein Thema mehr sein. Sie werden mit der Benteler-Arena das Stadion des frisch gebackenen Erstligisten SC Paderborn 07 besichtigen!
Das bekommt man nicht alle Tage geboten: Die
Stadionführung am Vorabend des Feiertages Christi Himmelfahrt macht unter
anderem in der VIP-Lounge und in der Kabine der
– künftig in der ersten Bundesliga spielenden – Heimmannschaft Station.
Treffpunkt ist der Eingang der SCP-Geschäftsstelle an der
Stadion-Rückseite. Nach der knapp einstündigen Besichtigung der SCP-Spielstätte
begeben sich die angemeldeten Teilnehmer zum nahe gelegenen Ahorn-Sportpark,
Ahornallee 20, wo ein leckeres Büffet in der dortigen Gastronomie wartet. Um 18
Uhr wird eine Mitarbeiterin des größten multifunktionalen Sportzentrums der
Stadt (jährlich eine halben Million Nutzer)
einen kurzen Vortrag zur Geschichte und Bedeutung dieser von Heinz
Nixdorf gegründeten Sportstätte halten.
Danach lockt das Büffet u.a. mit einer Auswahl an Vorspeisen,
Rindergeschnetzeltem in Steinpilzrahmsauce, gebratenen Putenmedaillons in
fruchtiger Aprikosensauce und diversen Beilagen und Desserts.
Der Preis für den Abend liegt pro Person bei 25 Euro.
Diesen Betrag – nun ist ein wenig Eile geboten – erbittet der Freundeskreis bis
Mittwoch, 22. Mai, auf dieses Konto:
Die Überweisung gilt als
Anmeldung für das Dogwood-Fest.
Der Vorstand empfiehlt, die
Parkmöglichkeiten des Ahorn-Sportparks an der Straße Almeaue zu nutzen. Von
dort ist die Benteler-Arena gut zu Fuß zu erreichen. Auch am Stadion kann
geparkt werden.
US-Generalkonsulin aus Düsseldorf zu Gast in der Heimat ihrer Vorfahren – mit einem großen Abstecher nach Paderborn
„Eine starke und tiefe Verbindung.“ Mit diesen Worten würdigte die
Düsseldorfer US-Generalkonsulin Fiona Evans bei einem Besuch in Paderborn die
Städtefreundschaft zwischen Paderborn und Belleville (Illinois). Bei einem
Treffen mit Vertretern des Deutsch-Amerikanischen Freundeskreises bezeichnete
sie vor allem den jährlichen Schüler- und Jugendaustausch zwischen beiden
Städten als „sehr, sehr wichtig“. Dieser Austausch ermögliche es jungen Leuten,
das Gastland jenseits der Schlagzeilen „mit anderen Augen“ kennen zu lernen. Verständigungsprobleme in
der „Garage 33“ des Paderborner Technologieparks gab es nicht. Fiona Evans
spricht und versteht sehr gut deutsch. Dazu haben sicher ihre Jahre als
stellvertretende Kulturbeauftragte an der US-Botschaft in Berlin (2013-2016)
beigetragen. „Meine Kinder sprechen aber ein viel besseres Deutsch als ich,“
meinte die 45-Jährige und fügte lachend hinzu: „Ich bin perfekt in Denglisch.“
Ihre drei Kinder haben die deutsche Sprache auf der deutschen Schule in Nairobi
erlernt, wo ihre Mutter von 2016 bis 2018 als Presseattaché an der kenianischen
US-Botschaft tätig war.
Evans trat im Jahr 2000 in den diplomatischen Dienst der Vereinigten Staaten von Amerika ein, nachdem sie zuvor Recht, Diplomatie und Kunst studiert hatte. Mit dem Wechsel in die NRW-Landeshauptstadt Düsseldorf kam sie im August letzten Jahres der Heimat ihrer Vorfahren ziemlich nahe: Ihr Ur-Urgroßvater stammte aus dem heutigen Bad Wünnenberger Ortsteil Bleiwäsche. Da durfte ein Besuch in der ans Sauerland grenzenden höchstgelegenen Ortschaft des Regierungsbezirks Detmold im Paderborn-Programm nicht fehlen. Nach der Dorf- und Kirchbesichtigung in Bleiwäsche und einem Besuch im Kindergarten, wo sie von den Mädchen und Jungen freudig mit einem englischen Lied willkommen geheißen wurde, schwärmte Viola Evans: ,,Es war wunderschön.“
Schon kurz nach ihrem Amtsantritt im Düsseldorfer Generalkonsulat hatte die
Generalkonsulin eine erste kurze Stippvisite nach Bleiwäsche unternommen. Diesmal
kam es für die Deutsch-Amerikanerin der fünften Generation zu einer Begegnung
mit ihren deutschen Verwandten – Mitgliedern der Familie Scholand, entfernte
Vettern und Cousinen. Evans: „Das war die sechste Generation.“ Und weil eine
junge Frau aus dem Hause Scholand Mutterfreuden entgegensieht, fügte Fiona
Evans freudig hinzu: ,,Und die siebte Generation ist schon unterwegs.“
An der Vorbereitung des Besuches im Kreis Paderborn waren die beiden
heimischen CDU-Landtagsangeordneten Daniel Sieveke und Bernhard Hoppe-Biermeyer
maßgeblich beteiligt. Die beiden Amerikafreunde
hatten Fiona Evans im letzten Jahr beim Alumnitreffen eines
Austauschprogrammes des Düsseldorfer Landesparlamentes kennengelernt. Für
Daniel Sieveke gab es in Bleiwäsche auch ein Wiedersehen mit seiner ehemaligen
Mathematiklehrerin vom Paderborner Theodorianum: Die in Büren lebende Marita
Brune ist eine geborene Scholand aus Bleiwäsche. Sie hatte 1970, vor nunmehr 49
Jahren, Josef Evans, den Vater der Generalkonsulin, unterstützt, als dieser bei
einem Deutschland-Besuch in Bleiwäsche nach den Vorjahren seiner Familie
forschte. Mit Marita Brune wurde er unter anderem in alten Kirchenbüchern des
Ortes fündig. Josef Evans reiste damals per Bahn an. Marita Brune: „Da hielten
noch Züge in Brilon-Wald.“ 1974 folgte ein zweiter Besuch des amerikanischen
Arztes. Über viele Jahre hatten Josef Evans und Marita Brune brieflich Kontakt.
Den letzten Brief, den er ihr im November 2002, nur wenige Monate vor seinem
Tod, schickte , hatte Marita Brune beim
Treffen mit Fiona Evans dabei – einer von vielen bewegenden Momenten dieses
besonderen Tages.
Josef Evans hinterließ seiner Familie einen akribisch erforschten Stammbaum,
der bis ins 17. Jahrhundert zurück reicht. Der Bleiwäscher Amerikaauswanderer
Johann Scholand taucht darin anno 1852 auf. Er wurde im US-Bundesstaat New York
ansässig und gründete eine große Familie. Sie lebte dort viele Jahrzehnte. Der
Großvater von Fiona Evans heiratete eine deutsche Emigrantin aus der Gegend von
Fulda. Fiona Evans wurde im benachbarten Bundesstaat Connecticut geboren, wo
sie auch aufwuchs. Ihre Großmutter habe mit dem Großvater noch ein wenig
Deutsch gesprochen, erinnerte sich die Diplomatin. Die Deutsch-Amerikaner seien
die größte ethnische Gruppe der Bevölkerung der USA, hob Evans hervor. Sie ist
stolz, eine von ihnen zu sein.
Dass heute 1700 amerikanische Firmen in Nordrhein-Westfalen ihren Sitz haben
und hier 200 000 Deutschen Jobs bieten, ist für Fiona Evans ein Ausweis starker
Beziehungen zwischen Deutschland und den USA. Belleville, die Paderborner Partnerstadt,
kennt die Generalkonsulin (noch) nicht. Die große Nachbar-Metropole St. Louis (Missouri)
auf der anderen Seite des Mississippi ist ihr dagegen ein Begriff.
In Bleiwäsche hatte sich der prominente Gast aus Düsseldorf am Morgen
bereits in „Goldene Buch“ der Stadt Wünnenberg eingetragen. Nach dem Treffen
mit dem DAFK in der „Garage 33“, wo sie auch junge Paderborner Firmengründer
kennenlernte, ging es zum Paderborner Rathaus. Einer kurzen Führung zu bedeutenden
Sehenswürdigkeiten der Altstadt mit Altbürgermeister Heinz Paus folgte im
Trauzimmer des Rathauses der Eintrag ins nächste „Goldene Buch“.
Stellvertretender Bürgermeister Martin Pantke hieß die Generalkonsulin „mit
besonderer Freude“ willkommen und stellte ihr „PB“ als alte und moderne Stadt mit
vielen internationalen Kontakten vor. Fiona Evans zielte in ihren Dankesworten
besonders auf die Pflege und Aufrechterhaltung der Städtepartnerschaft mit dem
mehr als 45000 Einwohner zählenden Belleville ab.
Martin Pantke und Daniel Sieveke sprachen eine Einladung an den Düsseldorfer Gast zu einem Wiedersehen in der Libori-Festwoche aus. Ihre Reise von der Pader zurück an den Rhein trat die von mehreren Leibwächtern begleitete höchste Repräsentantion der USA in Nordrhein-Westfalen mit einer weiteren Einladung an: DAFK-Präsident Kurt-Heiner Sprenkamp hatte ihr erzählt, wie schön und beliebt das jährliche Thanksgiving des Deutsch-Amerikanischen Freundeskreises ist. Auch bei diesem Fest im November ist Fiona Evans, die nach dem Reglement des US-Außenministeriums voraussichtlich drei Jahre in Düsseldorf amtieren wird, ein hoch willkommener Gast. Wolfgang Stüken
Er ist ein „Urgestein“ der Universität Paderborn und gilt als Brückenbauer zwischen Deutschland in den USA: Der emeritierte Anglist Professor Dr. Peter Freese, von 1979 bis 2005 Professor für Amerikanistik, ist anlässlich der Vollendung seines 80. Lebensjahres vom Institut für Anglistik und Amerikanistik der Uni mit einer Festschrift geehrt worden. Professor Dr. Christoph Ehland, Sprecher des Instituts und langjähriger Kollege von Peter Freese, ist Herausgeber dieser Schrift. Sie wurde bei einer Feier zu Ehren Freeses im Jenny-Aloni-Haus der Uni übergeben, trägt den Titel „The Freese Florilegium“ und enthält zahlreiche Würdigungen des Lebenswerkes von Peter Freese.
Dr. Otmar Allendorf, Ehren-geschäftsführer des Deutsch-Amerikanischen Freundeskreises, bezeichnet es in seinem Beitrag für diese Festschrift als „Glücksfall“, dass der Jubilar schon bald nach der Gründung des DAFK dessen Mitglied wurde und es bis heute ist. „Peter Freese agierte nicht nur überregional, sondern er fühlte sich auch lokal verpflichtet.“ Mit ihm, so Allendorf, sei gleichsam eine „Horizonterweiterung“ des DAFK weit über die „plattdeutsche Prärie“ rund um die US-Partnerstadt Belleville hinaus erfolgt. Peter Freese habe in Vorträgen für Vereinsmitglieder und für die interessierte Öffentlichkeit eine überaus lebendige Amerikakunde geboten. Zunächst waren es Vorträge „mit Dia-Begleitung“, später seien es im wahrsten Sinne des Wortes „Powerpoint-Shows“ gewesen. Freeses Themen und Vortragsjahre:
„Amerika: Traum oder Alptraum“ (1992).
„The Browning of America“: Herausforderungen an eine multikulturelle Gesellschaft in den USA (1993).
„Vom ‚Schmelztiegel‘ zum ‚Mosaik‘: Die USA als Modell einer multikulturellen Gesellschaft?“ (1997).
„Dick und gemütlich, sauber und trunksüchtig: Zu den zeitlosen Aspekten des amerikanischen Deutschlandbildes“ (1998).
„Uncle Sam und seine Coca-Kolonisatoren: Der Einfluss amerikanischer Massenkultur auf Deutschland“ (2000).
„Die USA als Einwanderungsland: Trends und Probleme“ (2002).
„Nationale Identität in einer globalisierten Welt: Das Beispiel der USA“ (2007).
„Der amerikanische Süden: Ein Streifzug durch Geschichte und Gegenwart“ (2009).
„What, then, is the American, this new man (Crèvecoeur): Zum Problem der nationalen Identität in einem Einwanderungsland“ (2014).
Die
aussagekräftigen Titel von Freeses Vorträgen, so Allendorf, hätten stets ein
großes Publikum angezogen. Peter Freeses umfassende Analysen und sein Humor zusammen mit der
didaktisch überzeugenden Visualisierung beeindruckten seine Zuhörerinnen und
Zuhörer.“ Dabei verstand habe er es auch verstanden, seine Studierenden der
Amerikanistik immer wieder einmal vom Campus der Universität in den jeweiligen
Vortragsraum des Freundeskreises zu locken. Allendorf: „In der Zusammenarbeit
mit dem DAFK zeigte sich Peter Freese auch von seiner pfiffigen Seite. Nachdem
er herausgefunden hatte, dass der DAFK finanziell dazu in der Lage war, konnte
er den Vorstand mehrfach davon überzeugen, herausragende Magisterarbeiten und
Dissertationen der Amerikanistik finanziell zu fördern.“
Als Amerikanist war Freese unter
anderem Präsident der Deutschen Gesellschaft für Amerikastudien. 1999 erhielt
Freese in Washington eine Flagge vom Capitol für „outstanding contributions to
German-American understanding”. Im Jahr
2000 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.
Forschungsaufenthalte, Gastprofessuren und Fellowships führten ihn an
verschiedene US-amerikanische Hochschulen. Im Januar 2019 erhielt Freese beim
Neujahrsempfang der Uni Paderborn für sein wissenschaftliches Lebenswerk die
Universitätsmedaille, die höchste Auszeichnung der Hochschule. Peter Freese
begründete 1984 die „Paderborner Universitätsreden“, die er noch immer
herausgibt und in der schon mehr als 150 Hefte erschienen sind.
„Einer der großzügisten und liebenswertesten Menschen“
„Älter werden ist die einzige Möglichkeit lange zu leben.“ Das schrieb er humorvoll im Jahre 2012 in der Einladung zur Feier seines 80. Geburtstages. Fünf Jahre später sahen seine Geburtstagsgäste, dass der fröhliche 85-Jährige weiter gern auf diese Möglichkeit setzte. Doch danach kamen erste und ernste gesundheitliche Tiefschläge. In Form von mehreren bösen Stürzen, und Karl-Horst Meiners wurde aufgrund eines Nierenleidens für den Rest seines Lebens Dialyse-Patient. Aber Aufgeben war nicht sein Ding. Freunde und Bekannte erlebten, dass er nach einiger Zeit deutlich besser zu Fuß unterwegs war, wieder in der Lage war, Treppen zu steigen und sich ans Steuer seines geliebten Autos zu setzen. Im Januar 2019 konnte der vierfache Vater, fünffache Großvater und vierfache Urgroßvater seinen 87. Geburtstag feiern. Doch dann, nach den ersten Februar-Wochen, suchte ihn eine Lungenentzündung heim, von der er sich nicht mehr erholen sollte. Karl-Horst Meiners, der Stammtisch-Präsident des Deutsch-Amerikanischen Freundeskreises Paderborn-Belleville, starb am 20. Februar 2019, nur wenige Wochen nach seinem ein Jahr älteren langjährigen Amtsvorgänger Willi Bökamp.
Noch am 6. Februar hatte Meiners, der im Freundeskreis wie in der Partnerstadt Belleville „Charly“ genannt wurde, froh gelaunt und gut aussehend den letzten Monats-Stammtisch des DAFK geleitet. Dazu hatte er auch herzlich Doris und John Roach aus der US-Partnerstadt begrüßt, die gerade wieder einmal Station in Paderborn machten. In den Tischgesprächen im „Haxterpark“ kam mehrfach zur Sprache, wie gut „Charly“ Meiners „wieder drauf“ war, und dass es bis zum 90. Geburtstag ja nur noch drei Jahre seien.
Zum 1. Januar 2015 hatte Meiners die Leitung der monatlichen Plauderrunde des DAFK im Gasthaus „Haxterpark“ übernommen. Viele Jahre zählte er damals schon zu den regelmäßigen Teilnehmern des Stamm-tisches, der früher im „Weinkrüger“ an der Hathumarstraße tagte. Häufig bot er älteren DAFK-Freunden oder Witwen verstorbener Mitglieder an, sie zum Stammtisch von daheim abzuholen und am Abend wieder zurück zu bringen. Ein Chauffeur-Service, der gern in Anspruch genommen wurde.
An einer Stammtischrunde, an der der gebürtige Paderborner „Charly“ Meiners teilnahm, ging der Gesprächsstoff niemals aus: Krieg und Kriegszerstörung Paderborns, die Wiederaufbau-Jahre, die Ausbildung zum Großhandelskaufmann, der 1951 als jüngster Unternehmer der Region einen Gewerbebetrieb anmeldete und dafür, weil er für das damals erforderliche Alter von 21 Jahren noch zwei Jahre zu jung war, vom Gericht für volljährig und damit geschäftsfähig erklärt werden musste – das waren beim Gläschen Wein oder Bier beliebte Meiners-Themen. Oder seine Leidenschaft für das Motorradfahren. Wie oft schwelgte der Mitbegründer des Paderborner Motorsportclubs (MSC, 1972) in den Erinnerungen an seine NSU-Max, Baujahr 1954. Viele von “Charly’s“ Geschichten kreisten um beruflichen Anfänge mit einem Tempo-Dreiradlieferwagen und als Transportunternehmer im Baustellenverkehr, den er anfangs mit einem Borgward-Dreiseitenkipper bestritt. Oft war er wochenlang auf großen, auswärtigen Autobahnbaustellen gefragt, später folgten als Einsatzorte der Flughafen Paderborn-Lippstadt und für rund ein Jahrzehnt Heinz Nixdorfs großes Gewerbegebiet Almepark. Parallel machte sich Meiners in Paderborn mit einem Containerdienst einen Namen.
Sein ganz kleiner privater Fuhrpark reichte zeitweise vom Gogomobil bis zu einem amerikanischen Oldtimer. An diesen Fahrzeugen schraubte er, wenn es etwas zu reparieren gab, mit Vorliebe gern selbst herum. Den „Gogo“ hat er später für einen guten Zweck versteigert. Er war eifriger Spendensammler zugunsten sozialer Projekte unter anderem in der Entwicklungshilfe. Und wenn „Charly“ in Erzählerlaune war, ging es beim DAFK-Stammtisch auch um solche Projekte. Aber auch Schilderungen, Weisheiten und Anekdoten des Weweraner Ehrenobristen aus seiner langjährigen Schützenkarriere durften nicht fehlen, ebensowenig Abenteuer als Weweraner „Maibock“ oder Ausflüge als einstiges Elferratsmitglied in die närrischen Gefilde der Paderborner Heimatbühne.
Zum Deutsch-Amerikanischen Freundeskreis fand Karl-Horst Meiners nicht allein. Der Weg führte über seine Ehefrau Maria, geborene Vollmari. Von ihr, Jahrgang 1933, war Jahre zuvor ein Onkel nach Amerika ausgewandert und in New York ansässig geworden. Die Gründung des DAFK 1988 beflügelte ihre Hoffnung, einmal in die USA zu reisen. Schon 1989, bei der ersten vom Freundeskreis angebotenen und vom heutigen Ehrengeschäftsführer Dr. Otmar Allendorf organisierten Amerikafahrt, war es soweit. Maria Meiners war mit von der Partie. Sie lernte damit Belleville noch vor dem Abschluss der offiziellen Städtepartnerschaft 1990/91 kennen. Als diese Partnerschaft 1991 auf amerikanischer Seite feierlich in der Belleviller City-Hall besiegelt wurde, war Maria Meiners wieder dabei. In ihrer Begleitung: Ehemann Karl-Horst. Der wurde fortan nur noch „Charly“ genannt, knüpfte vor allem in der sogenannten „Plattdeutschen Prärie“ um Belleville rasch Kontakte. Vor allem zu Farmern, die Nachfahren deutscher Auswanderer waren. Die Verständigung mit Händen und Füßen und „auf Platt“ funktionierte meist auf Anhieb. „Horrido und horrida – Paderborn grüßt Amerika“ heißt es im Refrain eines von „Charly“ getexteten Liedes.
Bei Gegenbesuchen aus Belleville wurde der Alte Hellweg in Paderborn-Wewer sehr schnell eine der bevorzugten Gastgeber-Adressen des DAFK. Als 1998 die mit einer Belleviller Delegation angereiste Anna Mayer-Beck, Honorarkonsulin aus St. Louis, bei „Charly“ und Maria Meiners Quartier bezog, war eine überaus herzliche Freundschaft geboren. Karl-Horst Meiners nahm im Laufe der folgenden Jahre an mehreren Fahrten des DAFK in die Partnerstadt Belleville teil, auch, nachdem Ehefrau Maria 2001 viel zu früh einer heimtückischen Krankheit erlag.
2010 wurde eine neue Freundschaft geknüpft. Als Betreuer einer Jugendgruppe aus Belleville kam aus der Partnerstadt erstmals der junge Deutschlehrer Andy Gaa zum Gastgeber namens „Charly“. Es war gerade Schützenfest-Saison, und der frühere Bezirksbundesmeister Paderborn-Land der Grünröcke nahm den Amerikaner flugs mit zum Schützenfrühstück nach Salzkotten. „Es war mein erstes Schützenfest“, schwärmt Andy Gaa noch heute, „und ich lernte Mettbrötchen, Gänseschmalz, Blutwurst, Leberwurst, Rollmops und andere deutsche Spezialitäten kennen.“
Seitdem war Andy Gaa wiederholt zu Gast im Hause Meiners oder traf „Charly“ andernorts in Deutschland. Gaa ist heute Präsident der DAFK-Partnerorganisation Belleville Sister Cities (BSC). Er habe Karl-Horst Meiners als einen der großzügigsten, unterhaltsamsten, freundlichsten, liebenswürdigsten, fürsorglichsten, aber auch nachdenklichsten Menschen kennengelernt, denen er in seinem Leben bislang begegnet sei, schrieb Andy Gaa, nachdem er die traurige Nachricht vom Tod seines Paderborner Freundes erhalten hatte. Und diesen Nachruf richtete er an „Charly“ persönlich: ,,Dein Lächeln konnte jeden Raum erhellen. Ruhe in Frieden, mein lieber Freund.“
Karl-Horst Meiners wird am Dienstag, 26. Februar auf dem Weweraner Friedhof neben seiner Frau Maria beigesetzt. Die Trauerfeier beginnt um 14 Uhr mit einem Gottesdienst in der katholischen Pfarrkirche am Alten Hellweg. „Charly’s“ Familie hat „alle, die sich mit ihm verbunden fühlen“, nach der Beerdigung zum Kaffeetrinken ins Bürgerhaus Wewer am Delbrücker Weg eingeladen. In jenes Begegnungszentrum, mit dessen Bau Ende der 1980er Jahre auf die Initiative von Karl-Horst Meiners hin begonnen wurde. Wolfgang Stüken