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Ein Nachruf mit politischer Note

In den Stunden oder in der Nacht nach der Amtseinführung des neuen US-Präsidenten ist in Paderborns Partnerstadt Belleville plötzlich die 62-jährige frühere Krankenschwester Robin L. Porch gestorben. Sie war eine Anhängerin der bei der Wahl gescheiterten Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, Hillary Clinton. Und darauf wollten zwei Töchter der Bellevillerin in der Todesanzeige Bezug nehmen. Angesichts von Trump als Präsident, so formulierten sie in dem am 24. Januar in der Zeitung Belleville New Democrat erschienenen Nachruf, sei Kanada „nicht weit genug entfernt“ gewesen, deshalb sei Robin L. Porch „in dem Himmel umgezogen“. Die Zeitung, die diesen Nachruf druckte, führte am Tag nach dem Erscheinen ein Gespräch mit den Töchtern. Ihre Mutter sei eine sehr humorvolle Frau gewesen, versicherten beide, sie hätte sicher keine Einwände gegen diese Formulierung gehabt…

Amerikas neuer Mann im „Weißen Haus“

Am Dienstag, 24. Januar, Vortrag und Diskussion mit dem Amerikanisten Christoph Ribbat

„Die USA nach dem Amtsantritt von Donald Trump“ heißt das aktuelle Thema der ersten Veranstaltung des Deutsch-Amerikanischen Freundeskreises Paderborn-Belleville (DAFK) im neuen Jahr. Zu dem öffentlichen Vortrag mit anschließender Frage- und Diskussionsrunde erwartet der Verein am Dienstag, 24. Januar, um 20 Uhr den Amerikanisten der Universität Paderborn, Professor Dr. Christoph Ribbat (Foto), im Gasthaus „Haxterpark“, Haxterhöhe 2 (Vortragsraum im Obergeschoss). Der Veranstaltungsort oberhalb des Südring-Centers am Golfplatz und der Umgehungsstraße ist über den Pohlweg leicht  zu erreichen.

„Trump macht Politik zur Reality-Show“, sagt die Wiener Autorin Marlene Streeruwitz, derzeit Gastdozentin an der Uni Paderborn, über den neuen Mann im „Weißen Haus“. Die Zeitung der amerikanischen Partnerstadt Paderborns, der „Belleville News Democrat“, nannte den Obama-Nachfolger in ihrer Sonntagsausgabe vom 8. Januar „President elect Trumpschenko“. Vier Tage nach der Amtseinführung des neuen US-Präsidenten wagt  Professor Dr. Christoph Ribbat von der Universität Paderborn einen Ausblick. Und er schaut zurück auf die Präsidentenwahl vom 8. November 2016, die Donald Trump den Einzug ins Weiße Haus bescherte – ein für viele Menschen weltweit überraschendes Ergebnis.

Christoph Ribbat, Jahrgang 1968, ist seit 2007 „Professor of American Literature and Culture“ an der Paderborner Hochschule und derzeit Sprecher des Instituts für Anglistik und Amerikanistik. Mit seinen Studierenden hat er die November-Wahl intensiv in einem Seminar beleuchtet.

Stationen seiner Hochschullaufbahn waren unter anderem die Universitäten Basel, Bonn, Boston (Boston University und Massachusetts Institute of Technology), Bochum, Tucson (University of Arizona)  und New York (The Cooper Union). Auch im Mittleren Westen der USA kennt er sich aus: In Belleville’s großer Nachbarstadt St. Louis (Missouri) studierte er zwei Semester an der dortigen Washington University.

Ob Ribbat auch etwas über mögliche kulinarischen Vorlieben des neuen US-Präsidenten sagen kann? Trumps Großvater, ein Amerika-Auswanderer des Jahres 1885 aus Kallstadt – stammte aus dem „Saumagen“-Ländle Pfalz. Das Weindorf Kallstatt kommt in Ribbats 2016 veröffentlichter  „Geschichte aus dem Bauch der Moderne“ nicht vor. Es ist der Untertitel seines bei Suhrkamp erschienenen Buches „Im Restaurant“. Darin schlägt der Amerikanist den Bogen von den ersten Pariser Gourmettempeln über den Aufstieg des Fast Food bis zu den innovativsten Köchen der Gegenwart. Seine zwischen Kulturwissenschaft und Doku-Roman angesiedelte kosmopolitische Geschichte des Restaurants war 2016  für den Sachbuch-Preis der Leipziger Buchmesse nominiert.

Da dachte er vermutlich noch nicht ans Präsidentenamt: Beim Bummel durch den New Yorker Stadtteil Manhattan entdeckten einige Mitglieder des Deutsch-Amerikanischen Freundeskreises Donald Trump mit Tochter Ivanka 2007 an einer Fußgängerampel in der Nähe des Madison Square Gardens. Foto: Wolfgang Stüken

Was Lincoln und Trump unterscheidet

„Die USA nach dem Amtsantritt von Donald Trump.“ Schon vier Tage nach der Inauguration des neuen US-Präsidenten bot der DAFK einen Vortrag mit Diskussion des Amerikanisten Professor Dr. Christoph Ribbat (Foto) von der Universität Paderborn an. Die Resonanz war groß. Fast 100 Mitglieder des Freundeskreises und interessierte Paderborner kamen ins Gasthaus „Haxterpark“. Die Sitzgelegenheiten im Vortragsraum reichten kaum aus. Ribbat stellte einen Vergleich an zwischen Donald Trump und Abraham Lincoln (1861-1865), einem der größten Präsidenten der US-Geschichte. Beide zeichneten sich durch kurze und harte Reden in einfacher Sprache aus. Was beide unterscheide: „Lincoln hatte noch kein Twitter“, spielte Ribbat auf das von Trump eifrig genutzte soziale Netzwerk an. Christoph Ribbat ist derzeitiger Sprecher des Instituts für Anglistik und Amerikanistik an der Paderborner Hochschule. Er wurde 1968 in Münster geboren. Ein Schüleraustausch mit der Münsteraner Partnerstadt Fresno (Kalifornien) ließ ihn schon in jungen Jahren zu einem großen Amerika-Liebhaber werden.

Junge Gäste aus Belleville

Berlin und Libori als Höhepunkte

Begrüßung auf der Rathaustreppe: Bürgermeister-Stellvertreter Dietrich Honervogt (Mitte, mit Amtskette) hieß die jungen Amerikaner, ihre Paderborner Freunde, die Betreuer des Jugendaustausches und Vertreter des Deutsch-Amerikanischen Freundeskreises Paderborn-Belleville, darunter dessen Jugendbeauftragte Uta Hoischen (2. von rechts) und Stammtischpräsident Karl-Horst Meiners (rechts), willkommen. Foto: Wolfgang Stüken

„Schon beim Betreten dieses Rathauses stoßen Besucher auf unsere Verbindungen nach Amerika.“ Das sagte stellvertretender Bürgermeister  Dietrich Honervogt, als er 13 junge Leute aus Paderborns US-Partnerstadt Belleville und ihre Paderborner Freunde und Gastgeber sowie vertreter des Deutsch-Amerikanischen Freundeskreises Paderborn-Belleville im Foyer des Paderborner Rathauses willkommen hieß. Dort steht der schöne Pfauenstuhl aus der früheren St. Liborius-Kirche in St. Louis (Missouri) – zur Erinnerung an die vielen Amerikaauswanderer des Paderborner Landes im 19. Jahrhundert.

Im großen Rathaussaal stellte Honervogt seinen Gästen Paderborn als Domstadt, Kaiserstadt, Universitäts- und Computerstadt vor. „Eine sehr alte Stadt mit tiefen Wurzeln in der Geschichte, aber zugleich eine moderne und weltzugewandte Stadt.“ Und ein internationaler Ort. „Hier leben 140 Nationen.“ Honervogt stellte auch heraus, dass sich mehr als 600 Bürger dieser Stadt ehrenamtlich um die Betreuung von derzeit 3.619 Flüchtlingen kümmern. Unter den 20.000 Studierenden der Universität, so Honervogt bei seinem Schwenk ins moderne Paderborn,  seien auch Amerikaner.

Unter dem vor 30 Jahren gestorbenen Computerpionier und Unternehmensgründer Heinz Nixdorf habe die Stadt „eine famose Entwicklung“ genommen, schilderte der Bürgermeistervize. Zum heutigen IT-Standort Paderborn gehören nach seinen Worten 300 Unternehmen mit 10.000 Mitarbeitern. Den jungen Gästen aus dem Mittleren Westen der Vereinigten Staaten wünschte Honervogt „eine ganz schöne Zeit in Deutschland und in Paderborn“. Dass die Zeichen dafür nicht schlecht stehen, lag nicht nur am guten Sommerwetter am Tag des Empfangs: Paderborns größtes Fest Libori steht vor der Tür.

 

 

 

 

 

Geschenk aus Belleville: DAFK-Präsident Kurt-Heiner Sprenkamp, stellvertretender Bürgermeister Dietrich Honervogt und Andy Gaa. Foto: Wolfgang Stüken

 

 

 

 

 

Andy Gaa, der Leiter und – mit seiner Frau Melissa – Betreuer der amerikanischen Jugendgruppe,  überreichte Honervogt ein gerahmtes Foto des von US-Flaggen umsäumten Brunnens in der Belleviller Stadtmitte, ein Geschenk des Belleviller Bürgermeisters Mark Eckert an die Paderborner Stadtspitze. Heiner Sprenkamp, der Präsident des DAFK,  stellte den Deutschlehrer Andy Gaa als „best German teacher in Midwest“ vor. Der anschließende Stadtrundgang mit Ingrid Kuhl, Englisch sprechender Gästeführerin des Verkehrsvereins, begann im Foyer des Rathauses – am Pfauenstuhl.

 

 

Der Stadtrundgang mit Ingrid Kuhl vom Verkehrsverein begann am Pfauenstuhl im Rathausfoyer. Foto: Wolfgang Stüken

 

 

 

 

Manche der Freundschaften waren schon im Sommer 2015 beim Besuch Paderborner Jugendlicher in der US-Partnerstadt Belleville geknüpft worden. Um so größer war die Wiedersehensfreude am Freitag, 15. Juli, im und am Paderborner Hauptbahnhof, als die 13 jungen Leute aus Belleville per Regionalexpress vom Düsseldorfer Flughafen zum diesjährigen Jugendaustausch in der Paderstadt eintrafen Mit einem Transatlantikflug aus Atlanta (Georgia) waren sie am Morgen in der Landeshauptstadt gelandet.

 

Welcome in Paderborn: Wiedersehen oder Kennenlernen
im und am Hauptbahnhof.  
Foto: Erwin Schlenger  

 

 

 

 

 

 

Die Paderborner Jugendlichen, die im letzten Jahr Belleviller Gastfreundschaft genießen konnten, ihre Eltern und Geschwister und mehrere neue Gastfamilien sind für drei Wochen freundliche Quartiergeber für die Jugendlichen aus Illinois. Gemeinsam wollen die Jugendlichen aus Belleville und Paderborn die Stadt der Paderquellen erkunden und vor allem die bevorstehende Liboriwoche genießen.

Auch ein dreitägiger gemeinsamer Ausflug nach Berlin gehört zu den Höhepunkten des Jugendaustausches. Ein Begrüßungsabend im Haxtergrund, ein Empfang im Rathaus, eine Stadtführung und ein Besuch des Kletterparks an den Fischteichen bilden weitere Programmpunkte. Und da alle Jugendlichen vom Deutsch-Amerikanischen Freundeskreis (DAFK) mit einem NRW-Ferienticket versorgt wurden, können – auch in kleinen Gruppen – Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung unternommen werden. Per Ferienticket geht’s gemeinsam für einen Tag nach Köln.

Für den DAFK begleiten Nadja Fakha und Maurice Fröhleke den Jugendaustausch 2016 als Betreuer, von amerikanischer Seite sind die „Chaperons“ Andy Gaa und seine Frau Melissa mit von der Partie. Andy Gaa, Deutschlehrer in Belleville und bekennender Paderborn-Fan, erwartet zum Liboriauftakt familiäre Nachzügler: Seine Eltern reisen samt der beiden Kinder von Andy und Melissa Gaa zu Beginn der Festwoche an, und auch Andy’s Bruder mit seiner Frau wollen in Paderborn ausgiebig Libori-Atmosphäre schnuppern. Während der Liboriwoche wollen die Gaas, deren Vorfahren aus Hockenheim stammen, zu einem Treffen mit deutschen Verwandten nach Baden-Württemberg fahren. 

 

 

Das Betreuerteam des Jugendaustauschs 2016: Von links Maurice Fröhleke, Nadja Fahka, Andy Gaa und Ehefrau Melissa. Zum Begrüßungsabend im Haxtergrund wurde das Quartett von Uta Hoischen, der Jugendbeauftragten im DAK-Vorstand, mit schwarz-rot-goldenen Hüten und Blumenkränzen ausstaffiert. Foto: Wolfgang Stüken