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Irland-Fahrt nach fünf Tagen ausgebucht

Mit einer solchen Resonanz hatte der Vorstand des DAFK nicht gerechnet: Binnen fünf Tagen war die für den Herbst geplante fünftägige Flugreise nach Irland ausgebucht. 35 Amerikafreunde werden sich vom  9. bis 13. Oktober 2016 im urwüchsigen Norden der „grünen Insel“ auf die Spuren irischer Amerika-Auswanderer des 19. und 20. Jahrhunderts begeben. Die Paderborner O.V.S. GmbH, Partner des DAFK bei der Organisation und Durchführung dieser Reise, hat inzwischen Buchungsbestätigungen verschickt. Für eventuelle Nachrücker wird eine Warteliste angelegt. Der Hinflug am 9. Oktober erfolgt ab Köln-Bonn. Die Gruppe wird am Abend des 13. Oktober in Düsseldorf zurück erwartet. Vom dortigen Flughafen erfolgt der Bustransfer der Teilnehmer nach Paderborn.

Neue Präsidentin ist verliebt

„Herzliche Grüße an die Mitglieder des Freundeskreises“ hat die neue Präsidentin der Partnerorganisation Belleville Sister Cities Inc. (BSC), Kate Eckert (Foto), übermittelt. Die 27-Jährige Tochter von Bürgermeister Mark Eckert ist die jüngste Präsidentin in der Geschichte von BSC. Sie hofft, „dass die Städtepartnerschaft mit Paderborn noch lange leben wird“. Kate Eckert übernahm das Präsidentenamt zum Jahreswechsel turnusgemäß für zwei Jahre von Larry Pearson, der 2014 und 2015 an der Spitze von BSC stand. Der neuen Präsidentin steht der Deutschlehrer Andy Gaa als „President elect“ (bereits gewählter nächster Präsident für die Amtsperiode 2018/2019) zur Seite. „Wir sind ein jüngeres Team, das einige Veränderungen ins Auge gefasst hat. Aber wir freuen uns, dabei auf die Erfahrung älterer Vorstandskollegen bauen zu können. Es ist eine gute Mischung aus alt und jung,“ sagt Kate Eckert. Sie möchte verstärkt jüngere Leute für die Arbeit von Belleville Sister Cities begeistern. Die neue Präsidentin ist ein großer Paderborn-Fan. Seit 2006 ist sie schon „acht oder neun Mal“ in Paderborn gewesen, darunter 2012/13 ein Jahr als „Assistant teacher“ an der Realschule Bad Lippspringe.  Andy Gaa war schon mehrfach im Rahmen des Jugendaustausches als Betreuer Belleviller Jugendlicher an der Pader. Auch beim nächsten Austausch im Sommer 2016 ist er mit von der Partie. Die zur Lehrerin ausgebildete Kate Eckert absolviert zurzeit ein Wirtschaftsstudium an der Belleviller Lindenwood-Universität, das sie mit der Prüfung zum Master of Business Administration  abschließen will. Kate Eckert’s bevorzugtes Reiseziel ist derzeit allerdings nicht Paderborn, sondern New York. Das hat mit einer Herzensangelegenheit zu tun. Die neue BSC-Präsidentin ist in einen jungen Assistant Manager der Bank of Long Island verliebt. Kate Eckert: „Vielleicht kommen wir demnächst einmal zusammen nach Paderborn.“ Foto: Stüken

Belleviller Bürger läuten wieder das neue Jahr ein

Wie zum Start in das Jubiläumsjahr 2014 („200 Jahre Belleville“) hat Mark Eckert, Bürgermeister der Paderborner Partnerstadt, die Bürger eingeladen, zahlreich und mit allem, was läuten kann, am Neujahrstag um 12 Uhr zur Hauptkreuzung Public Square zu kommen. Unter der dort stehenden großen Uhr soll das Jahr 2016 zünftig eingeläutet werden.  Kuhglocken sind ebenso willkommen wie Tisch- oder  Handglocken. Diese  klingende Begrüßung des neuen Jahres soll in der Kreisstadt des Mittleren Westens zu einer ständigen Aktion am Neujahrstag werden. Bereits 1914, zum 100-jährigen Stadtjubiläum, hatte es solch eine fröhliche  Zeremonie gegeben.

Am Highway 15 wird 2016/2017 kräftig investiert

Partnerstadt hat ganz große Pläne

Die neue Polizeistation an der West Main Street soll zur Jahresmitte 2016 eingeweiht werden. Unmittelbar danach wird eine umfangreiche, behindertengerechte Renovierung des Rathauses, der City Hall, an der South Illinois Street beginnen. Mark Eckert, der Belleviller Bürgermeister (Foto), geht mit großen städtischen Planungen in das Jahr 2016. In den Schatten gestellt werden diese kommunalen Vorhaben allerdings durch ein Großprojekt privater Investoren am westlichen Stadtrand Belleville’s. Kein Zweifel: Diese Investition vieler Millionen Dollar am Highway 15 wird die Attraktivität der Partnerstadt, die sich selbst stolz Hauptstadt des südlichen Illinois nennt, ganz erheblich steigern. Über mehrere Jahre wurden Pläne geschmiedet, Verhandlungen mit Partnern geführt und Finanzierungen durchdacht. Jetzt wird gebaut.

In Belleville steht (schon bald) ein Hofbräuhaus

So wird es aussehen: Das Hofbräuhaus St. Louis-Belleville soll im Spätsommer 2016 eröffnet werden. Ein langer, strenger Winter könnte allerdings den Bauzeitplan noch durchkreuzen.

„Oans, zwoa, g’suffa!“ Das rund um den Globus gesungene Trinklied aus Bavaria’s Hauptstadt – es wird in Paderborns Partnerstadt in Zukunft nicht mehr nur zu Oktoberfest-Zeiten zu hören sein, sondern kann das ganze Jahr über angestimmt werden. Belleville bekommt ein Hofbräuhaus! Es ist das achte Hofbräuhaus nach Münchener Vorbild in den USA und soll voraussichtlich im Spätsommer 2016 eröffnet werden. Da dieses Riesenwirtshaus  Besucher aus der gesamten Region rund um die benachbarte Großstadt St. Louis (Missouri) anziehen soll, wird es Hofbräuhaus St. Louis-Belleville heißen.

Ob der Name St. Louis in größeren Lettern und Belleville etwas kleiner geschrieben wird, wie ein Entwurf zeigt, ist noch nicht ganz ausdiskutiert. Hundertprozentig fest steht dagegen, dass auf jeden Fall die 46.000 Einwohner zählende Kreisstadt Belleville der Standort des Biertempels sein wird. Das Baugelände ist bereits modelliert und planiert.  Betonmischer sind schon im Dezember 2015 angerückt, um die ersten Fundamente zu gießen.

So soll es nach einer Animation der Planer in der großen Bierhalle aussehen. Sie wird Platz für 500 Gäste bieten.

Am US-Highway 15, eine Viertel Autostunde von der Innenstadt von St. Louis und knapp zehn Minuten vom Stadtzentrum von Belleville entfernt, wird das Gebäude im Stil des berühmtesten Wirtshauses der Welt errichtet. 1000 Besucher sollen Platz finden – 500 in der großen Bierhalle (Schwemme) und je 250 im kleinen Saal („King-Ludwig-Room“) und draußen im Biergarten.

Der von der Bierhalle abtrennbare kleine Saal soll nach dem bayrischen König Ludwig benannt werden. Sollte da hinter dem hinteren Pfeiler bereits eine Fahne der Belleviller Partnerstadt Paderborn zu erkennen sein?

Das Hofbräuhaus kommt keineswegs allein. Gleich neben dem urbayrisch angehauchten Gebäude entstehen ein modernes Tagungszentrum („Convention Center“) mit mehr als 4000 Quadratmetern Nutzfläche und bis zu vier Hotels. Eine noble 150-Betten-Herberge (vermutlich ein „Marriott“) soll noch 2016 den Anfang machen. Auch das „Convention Center“ soll bis Ende 2016 betriebsbereit sein. Dieses Zentrum soll eine neue Adresse für Kongresse, Tagungen, Hochzeiten und andere große Familienfeiern, Ausstellungen und Messen für die gesamte Metroeast-Region werden. Zu dieser Region gehören St. Louis (Missouri) und Belleville (Illinois) sowie das Umland – eine Ballungsregion, in der rund 2,7 Millionen Amerikaner leben.

Mehrere Restaurants und Läden sollen in Nachbarschaft des Belleviller Hofbräuhauses angesiedelt werden. Damit immer noch nicht genug: In direkter Nachbarschaft zu dem Gebäudekomplex will „Game on Sports Development“, ein Unternehmen aus Kansas-City im Bundesstaat Kansas, einen vielseitig nutzbaren Sportkomplex mit Clubhaus realisieren. Dieser wird über nicht weniger als 11 Fußballfelder (Soccer) und 18 Beachvolleyball-Felder verfügen und soll für lokale, regionale, nationale und internationale Wettbewerbe genutzt werden. Auch die Herzen von Rugby- und  und Lacrosse-Freunden sollen hier höher schlagen. Viele, vermutlich vor allem junge Sportler, können hier – vielleicht schon  ab September 2016 – aktiv werden. (Nebenbei: In Belleville’s deutscher Partnerstadt wurde 2013 von Sportstudenten  für Lacrosse, die in Kanada beheimatete angeblich „schnellste Sportart auf zwei Beinen“, der Verein Paderborn Hornetts Lacrosse e.V. gegründet.)

Sowohl St. Louis (320.000 Einwohner) als auch das allmählich auf die Marke 50.000 zusteuernde Belleville, beides Universitätsstädte, können auf ein reiches deutsches Kulturerbe verweisen. Immigranten brachten viele Facetten deutscher Kultur im 19. Jahrhundert  mit in die neue Heimat USA. Diese deutschen Wurzeln sind bis heute unverkennbar. Und beide Städte sind Orte mit einer langen Tradition im Bierbrauen. Deutsche Partnerstadt von St. Louis ist seit 55 Jahren Stuttgart. Belleville ist seit 25 Jahren mit Paderborn liiert.

Belleville’s Bürgermeister Mark Eckert spricht für das Gesamtvorhaben an der Illinois Route 15 von einem Investitionsvolumen „von mehr als 100 Millionen US-Dollar“. Der größte Teil soll bis Ende 2017 verbaut sein. Der Belleviller Rat hat für das riesige Projekt eine Sonderbauzone ausgewiesen und für die Bau- und Anlaufphase besondere, vom Staat Illinois als Ausnahmeregelung akzeptierte Steuervergünstigungen beschlossen.  Später einmal soll das Hofbräuhaus-Projekt eine Menge Steuergeld in die Stadtkasse spülen. „350 neue Jobs“ werden nach Eckert’s  Schätzung hier geschaffen.

Hauptinvestor des Projektes ist die Firma Keller Enterprises aus Effingham (Illinois), die viel Erfahrung sowohl in der Hotel- und Gastronomie-Szene als auch Knowhow im Betrieb von „Convention-Centern“ besitzt. Eines der neuen Hotels in Hofbräuhaus-Nachbarschaft soll ein sechsstöckiges „Hyatt“ mit 130 Zimmern werden.

Als Chef des Hofbräuhauses St. Louis-Belleville mit dem Titel „President“ fungiert Chane Keller – nicht verwandt oder verschwägert mit den  Investoren gleichen Namens aus Effingham. „Es gibt nichts Vergleichbares in der Gegend von St. Louis“, gibt er sich absolut zuversichtlich, seinen Gästen künftig mit dem Hofbräuhaus „etwas Einzigartiges“ bieten zu können.

Die Firma Keller Enterprises fungiert für das Hofbräuhaus als Franchisenehmer der 2005 gegründeten Hofbräuhaus of America LLC, an der das Münchener Stammhaus die Anteilsmehrheit hält. Das erste US-Hofbräuhaus entstand 2003 in Newport, Kentucky. Es folgte – neben dem dortigen Hard Rock-Café – 2004 das Hofbräuhaus Nummer zwei in Las Vegas (Nevada). Seit 2009 löscht  ein Hofbräuhaus den Durst von Liebhabern deutschen Bieres in Pittsburgh, Pennsylvania. Vier Jahre später folgte das bis heute größte Hofbräuhaus auf amerikanischem Boden im Chicagoer Stadtbezirk Rosemont unweit des Airports  O’Hare, der zu den verkehrsreichsten Flughäfen der Welt gehört. Das Hofbräuhaus St. Louis-Belleville soll das Chicagoer Brauhaus flächenmäßig noch überflügeln und damit das bislang größte in den USA werden.  Weitere Hofbräuhäuser gibt es in Cleveland und Columbus (beide Ohio, beide seit 2014) und St. Petersburg in Florida (2015).

Amerikanische Hofbräuhaus-Niederlassungen haben die Wahl: Sie können entweder fix und fertig gebrautes Bier direkt aus München beziehen  oder einen Braumeister aus München anstellen, der nach zum Teil 400 Jahre alter Rezeptur das Münchener Hofbräu vor Ort herstellt – natürlich nach deutschem Reinheitsgebot. 2016, im Eröffnungsjahr des Belleviller Hofbräuhauses, kann übrigens das 500-jährige Jubiläum dieses Biergesetzes gefeiert werden.

Das Hofbräuhaus in Belleville, so ist zu hören, könnte der Arbeitsplatz einer charmanten Braumeisterin werden. Auch in Belleville sollen vier Hofbräu-Biere – sozusagen unter den Augen des Publikums – gebraut werden: Original Hofbräu (Lager), Hofbräu Dunkel, Hofbräu Hefeweizen, ferner ein Hofbräu Light. Hinzu kommen saisonale Spezialitäten. Diese sollen  zum Teil direkt aus dem Münchener Hofbräuhaus importiert werden. In Belleville wird – wie in München – in Literkrügen ausgeschenkt, aber auch in Halbliterkrügen und 300-Milliliter-Gläsern. Die Bedienung wird traditionelle bayrische Tracht tragen, die Speisekarte wird zu „Pretzeln“, Schweinebraten, Leberkäse und natürlich Weißwurst einladen. Auch die bayrische Biergarten-Spezialität „Obatzter“, ein Käsegericht, wird nicht fehlen. Und auch das Musikprogramm wird  vorwiegend die Farbe bayrisch tragen: „Oans, zwoa, g’suffa!“   Gastkapellen aus Bayern und Österreich sollen in Belleville aufspielen. Vielleicht sitzt auch einmal ein Gastspiel-Auftritt von Paderborner Musikern drin, denen Lederhose und Dirndl vertraut sind.

Ein wichtiger Vertragspartner des großen Belleviller Hofbräuhaus-Vorhabens hat genau gegenüber an der Illinois Route 15 seinen Sitz: Es ist der weltweit tätige katholische Orden „Oblates of Mary Immaculate“ (Ordenskürzel: OMI), in Deutschland als Oblaten der Unbefleckten Jungfrau Maria oder auch als Hünfelder Oblaten bekannt. Der Orden hat seit den 1920er Jahren eine Niederlassung in Belleville. Seit Ende der 1950er Jahre hat er auf ehemaligem Farmland die große Marien-Wallfahrtsstätte ,,National Shrine of our Lady of the Snows“ auf- und ausgebaut. Diese verzeichnet jährlich mehr als eine Million Besucher aus den gesamten USA. Die Belleviller Oblaten besitzen direkt gegenüber ihrer Wallfahrtsstätte, auf der anderen Seite des Highways, ein mehr als 30 Hektar großes Erweiterungsgelände. Das wird nun per Erbaurechtsvertrag zur Ansiedlung des Hofbräuhaus-Komplexes genutzt. Die Pachteinnahmen aus diesem Vertrag sollen nach den Worten von Bürgermeister Eckert auch helfen, die finanzielle Zukunft der Wallfahrtsstätte zu sichern. Der Oblatenorden ist durch sein Unternehmen Missionary Ventures LLC am Projekt Hofbräuhaus beteiligt. Dem Orden gehören weltweit rund 4000 Patres und Brüder in 67 Ländern an. Er will das neu entstehende „Convention Center“ auch selbst für interne nationale und internationale Tagungen nutzen.

Mönch – das passt zusammen. Der durstige Ordensgeistliche auf diesem Gemälde des Hamburger Künstlers Willy Hanken (1866-1953) lässt sich ein süffiges „Hofbräu“ schmecken. Repro: Stüken

Zahlreiche Biermarken und Brauhaus-Namen in Deutschland belegen: Es gibt Jahrhunderte alte  Verbindungen zwischen kirchlichen Ordensgemeinschaften und der Herstellung von Bier. Auch beim Münchener Hofbräuhaus? Nicht auf den ersten Blick. Doch die Geschichte verrät: Als Bayern-Herzog Wilhelm V. anno 1589 das Hofbräuhaus gründete, warb er kurzerhand den Braumeister des reichen oberbayrischen Benediktinerinnenklosters Geisenfeld, Heimeran Pongraz, als Bauherrn und ersten Braumeister ab. Na also. Die Belleviller Oblaten können folglich eine alte Biertradition neu beleben.

Zu den Vätern des Wallfahrtsortes „Lady of the Snows“ zählt der aus Magdeburg stammende Oblatenmissionar Paul Schulte (1895-1974), der als „Fliegender Pater“ berühmt wurde. Als er ab 1936 mit seinem Flugzeug zu den Eskimos in der sogenannten „Eismission“ im hohen Norden Kanadas unterwegs war, wurde er bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in Kanada plötzlich der Spionage für Hitler-Deutschland bezichtigt. Er zog sich enttäuscht in die USA zurück, wo er angesichts des aus Kanada gemeldeten Verdachts nun ins Visier des Inlandsgeheimdienstes des FBI geriet. Dieser vereinbarte schließlich mit seiner Ordensleitung, Schulte bis zum Kriegsende in einem Kloster der USA zu internieren – so verschlug es den „Fliegenden Pater“ eher unfreiwillig nach Belleville. Dorthin brachte der „Fliegende Pater“ das Gemälde eines befreundeten Künstlers mit, das – in Anlehnung an eine alte römische Legende von „Maria im Schnee“ – eine Marienerscheinung über dem Eis der Arktis darstellte. Aus der Verehrung dieses in einer Kapelle ausgestellten Bildes durch eine stetig wachsende Zahl von Gläubigen entwickelte sich in den 1950er Jahren der Wallfahrtsort.

Als Paul Schulte 1949 nach Deutschland zurückkehren durfte, fand er in Paderborn eine neue Aufgabe. Die von ihm 1927 gegründete Mission-Verkehrs-Arbeitsgemeinschaft (MIVA), die sich zum Ziel gesetzt hatte, Missionare mit modernen  Verkehrsmitteln auszustatten,  wurde mit neuer Zielsetzung dem am Kamp ansässigen Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken eingegliedert. Schulte übernahm die Leitung der neu gegründeten Diaspora-MIVA und beschaffte mit großem Einsatz Fahrzeuge zur seelsorgerischen Betreuung katholischer Minderheiten in der Diaspora, vor allem in der DDR.

Das Fliegen blieb bis zu seinem Lebensende in Afrika die große Leidenschaft Pater Schultes. Vielleicht können sich die Belleviller Oblaten dafür stark machen, ihm ein besonderes „Fliegerbier“ aus der neuen Braustätte zu widmen. Einen Konferenzraum, der den Namen „Schulte“ trägt, haben sie bereits.

Roger Schlueter, der für fast alle Lebensfragen zuständige „Answer Man“ der Tageszeitung „Belleville News Democrat“, hat  inzwischen begonnen, seinen Lesern  eine halbwegs richtige Aussprache des Hofbräuhaus-Umlautes „ä“  nahezubringen. Seine ausgiebigen Erläuterungen schließen mit dieser Empfehlung: „Hofe-broy-haus.“ Und einem international geläufigen, umlautfreien „Prost“.

Wenn es weihnachtet in der Partnerstadt

Belleville lockt mit dem zweiten Christkindlmarkt

Die größere deutsche Partnerstadt hat keins. Trotz ihres erheblich größeren Weihnachtsmarktes. Paderborns kleinere Sister-City Belleville in den USA aber hat eins: Ein Christkind. Sogar eins mit lockigem Haar. Obwohl diese Symbolfigur des deutschen Weihnachtsfestes im großen Santa-Claus-Land USA (noch) ziemlich unbekannt ist, hat es Belleville auch für den Auftakt seines zweiten Christkindlmarktes  geschafft, ein  Christkind aufzubieten. Es heißt Nicole Ojukwu Jackson, ist 18 Jahre jung und Schülerin der Abschlussklasse der Highschool Belleville East.

Auftritt im weiß-goldenen Kleid: Das Belleviller Christkind 2015, Nicole, Hauptperson bei der Eröffnung des Christkindlmarktes. Die 18-jährige Schülerin absolviert während des Marktes noch weitere Auftritte. Foto: Belleville Sister Cities (BSC).
Nicole ist nicht nur genau so jung wie Barbara Otto vom traditionsreichen Nürnberger Vorbild „Christkindlesmarkt“ – sie sprach zur Eröffnung des Christkindlmarktes in Belleville, allerdings in englischer Sprache, auch den Eröffnungsprolog ihres fränkischen Pendants. Und auch Nicoles weiß-goldenes Kleid ähnelt dem des Nürnberger Christkindls sehr.

Nürnberg schickt seit einigen Jahren stets sein Vorjahres-Christkind als Weihnachtsbotschafterin in die USA. Dort gibt es stattliche deutsche Weihnachtsmärkte in Philadelphia (Pennsylvania), Baltimore (Maryland) und Chicago (Illinois). Was diese Großstädte auf die Beine stellen können, das schaffen wir auch,  dachten sich Bellevilles Bürgermeister Mark Eckert und eine Gruppe eifriger Mitstreiter. Angesichts der deutschen Wurzeln vieler Amerika-Einwanderer vor allem des 19. Jahrhunderts, die in und um Belleville ansässig wurden, befanden sie, dass es an der Zeit sei, deutsche Advents- und Weihnachtstradition auch im Süden des Staates Illinois neu aufleben zu lassen. Zumal viele Militärangehörige der benachbarten Scott Air Force Base, die mit ihren Familien  eine Zeitlang in Deutschland stationiert waren, begeistert von deutschen Weihnachtsbräuchen schwärmen.

Vor einem Eingangstor zum Christkindlmarkt: Bürgermeister Mark Eckert und die Vorsitzende des Organisationskomitees des Marktes, Carol Piontkowsky.
Sie hat ein paar Jahre in Deutschland gelebt und empfindet das Belleviller Christkindlmarkt-Ambiente als sehr gelungen.
Die hölzernen Hütten, „Chalets“ genannt, ähneln denen des Paderborner Weihnachtsmarktes.
Mit 13 Weihnachtsmarkt-Ständen wurde im Jubiläumsjahr 2014 – „200 Jahre Stadt Belleville“ – der Anfang gemacht. Ein erfolgreiches Unterfangen. Der Christkindlmarkt Nummer zwei  im Jahr darauf konnte bereits erheblich ausgeweitet werden. Rund zwei Dutzend Stände locken 2015 an die Ostseite des Public Square, der großen Kreuzung in der Ortsmitte der Partnerstadt.

Manche der Belleville Christkindlmarkt-Stände könnten mit ihrem Warenangebot auch in Paderborn am Rathaus oder auf dem Domplatz stehen, zumal es sich um schmucke Holzhütten („Chalets“) handelt, die denen des Paderborner Weihnachtsmarktes sehr ähnlich sind.

Über dem Zeichen der Städtepartnerschaft Paderborn-Belleville am Stand von Belleville Sister Cities hängt ein schöner Adventskranz (Mitte). Links die Preistafel des BSC-Standes. Rechts das Christkindlmarkt-Angebot, das der „Roemer Topf“ bereit hält.

Die Auswahl  weihnachtlicher Artikel ist in Belleville nicht nur amerikanisch oder deutsch, sondern international. Sogar Anbieter aus Ägypten, Nepal, Afrika, Irland, Polen oder der Ukraine sind dabei. Nicht alle bleiben für die gesamte Adventszeit. Einige Händler haben Belleville nur für eine begrenzte Zeit gebucht. Sobald sie ihren Stand räumen, zieht ein neuer Anbieter ein. Das bringt Abwechslung ins weihnachtliche Warenangebot. Auch Nussknacker und Weihnachtspyramiden aus dem Erzgebirge fehlen nicht. Ebenso sind weihnachtliche Ornamente aus Israel zu haben.

Dieser Weihnachtsschmuck kommt aus der Ukraine. Auch hölzerne Weihnachtsmänner, Holzspielzeug oder beleuchtbare Mini-Fachwerkhäuser gehören zum Angebot von Andrey Shaptala aus aus Charkow.

„Man muss schon in die Windy City fahren, um einen Markt wie diesen zu erleben“, schwärmte Dana Dean, Reporterin des TV-Senders KSDK aus St. Louis nach ihrem Besuch des Belleviller Christkindlmarktes in einem Fernsehbericht. Die Windy City – das ist die am Michigansee gelegene Illinois-Metropole Chicago. Mit der Größe des dortigen, mehrere hundert Meilen entfernten  Christkindlmarktes, der rund um die große Picasso-Skulptur in der Chicagoer Innenstadt aufgebaut ist, kann es Belleville zwar nicht aufnehmen. Aber klein und fein kann ja auch eine Alternative sein. Und in punkto „Gemutlichkeit“ kann die Kreisstadt von St. Clair County, die ziemlich stolz auf ihr deutsches Kulturerbe ist, ohnehin mithalten.

Made in Belleville: Köstlicher Fudge aus Karamell und Schokolade. Mary Graham Stiehl bietet verschiedene Variationen des süßen Konfektes an. Und verspricht, dass Weihnachtskalorien
nicht zählen…

Von seinem Büro in der Stadtverwaltung hat es Belleville’s Bürgermeister Mark Eckert nicht weit. Es sind nur ein paar Schritte zum Public Square. Jeden Tag schaut er am Christkindl-Markt vorbei. Der Markt soll auch der schön herausgeputzten Belleviller Innenstadt mit ihrer Hauptgeschäftsstraße East-Main-Street zu weiterer Anziehungskraft verhelfen. Was gelingt. „Ich bin hier der Bürgermeister.  Verraten Sie mir, von wo sie angereist sind?“, erkundigt sich Mark Eckert neugierig unter Besuchern, die ihm unbekannt sind, und sie antworten bereitwillig. Nennen Namen von Orten, die zum Teil 30 oder 40 Meilen entfernt von Belleville irgendwo in Illinois oder im Nachbar-Bundesstaat Missouri liegen. Eckert hört’s gern. Die Werbung und auch die Mund-zu-Mund-Propaganda für den Belleviller Christkindlmarkt haben gezündet.

„Plauener Spitze“ aus Germany: Elke Abate, die aus Atlanta (Georgia) angereist ist, vertreibt den Tischschmuck aus Sachsen in den USA. Dort lebt sie seit 52 Jahren. Sie stammt aus Oberhausen.

Einen solchen Weihnachtsmarkt  gibt es in der Metro-East-Region rund um St. Louis weit und breit nicht. Der  Chicagoer Weihnachtsmarkt liegt fünf Autostunden entfernt. Das 46.000 Einwohner zählende Belleville nennt sich gern die Hauptstadt des südlichen Illinois. Nicht zu Unrecht, wie die Besucherresonanz am Public Square zeigt. Vor allem an den Adventswochenenden.

Auch in den USA gefragt: Bunzlauer Keramik aus Polen. Der niederschlesische Töpferort heißt heute Boleslawiec.

Einer der größten Stände des Christkindlmarktes wird von Belleville Sister Cities (BSC), der Partnerorganisation des Deutsch-Amerikanischen Freundeskreises, betrieben. Für den Personaleinsatz am Stand des – wie in Paderborn – bis zum 23. Dezember dauernden Marktes  wurde ein  genauer Dienstplan ausgetüftelt. Mindestens zwei BSC-Mitglieder sind täglich im Einsatz, um Getränke, Waffeln und Brezeln anzubieten. An den Wochenenden wird verstärkt.

Ein Pferdegespann zieht einen Besuchertrolley über den Public Square, vorbei am Weihnachtsmarkt, in die Einkaufsstraße East-Main-Street. Der Brunnen in der Platzmitte hat Winterpause. Hier steht ein imposanter Weihnachtsbaum. Auch die weihnachtlichen Figurengruppen, die ihn umgeben – darunter eine Krippendarstellung – ziehen die Blicke an. Für Besucher sind die „Trolley-Rides“ kostenlos.

Der nach deutschem Rezept hergestellte Glühwein, würzig und nicht zu süß,  findet regen Absatz. Der Becher kostet 4 Dollar. Wer eine Tasse mit dem Belleviller Weihnachtsmarktlogo (6 Dollar) dazu erwirbt, ist mit 3 Dollar für den Glühwein, der hier nur „Gluhwein“ oder „Hot spiced wine“ genannt wird, dabei. Auch das Nachfüllen kostet 3 Dollar.  Aber zu einem deutschen Weihnachtsmarkt gehören auch Biere aus Germany, vor allem Gerstensaft aus München.

Am Stand der Stadt Belleville bieten Lynda Bohanon (links) und Sharon Strausbaugh (rechts)  Tickets für die Verlosung dieses im Blockhaus-Stil gefertigten Quilts an.  Der Erlös der Aktion wird dreigeteilt: Er fließt in die Restaurierung des vom Frankfurter Amerikaauswanderer Gustav Körner erbauten Belleviller Hauses, das ein Museum werden soll, an das Heritage-Commmitee, das den Belleviller Rat in Denkmalfragen berät,  und in die Realisierung des „September 11 Memorial Walkway of Southern Illinois“, der zum 15. Jahrestag der Terroranschläge auf die USA bis zum Herbst nächsten Jahres am Verwaltungsgebäude der Belleviller Feuerwehr geschaffen werden soll.

Wer eine größere  Speisenauswahl wünscht, ist gegenüber am Stand vom „Roemer Topf“, einem deutschen Restaurant in Belleville’s Nachbarort Mascoutah, an der richtigen Adresse. Hier gibt’s Bratwurst Nürnberger oder Augsburger Art, Gulaschsuppe, Schnitzel, Potatoe Pancakes (Kartoffelpuffer), Bread Dumpling (Semmelknödel) und Bread Pudding (Brotpudding, in Deutschland in diversen Variationen auch als „Armer Ritter“, „Serviettenkloß“ oder „Scheiterhaufen“ bekannt).

Besucher mit Vorlieben für Kuchen und Gebäck schauen nebenan am Stand von „Oma Gisi’s German Bakery“ vorbei, der von drei Generationen einer deutschstämmigen Bäckerfamilie aus Kinmundy (Illinois) täglich mit frischen Produkten versorgt wird. Hier gibt es auch „Dresdner Christ Stollen“ (16 Dollar) und Pfeffernüsse („Spiced cookies“, 5,50 Dollar).

Auftritt im Christkindlmarkt-Veranstaltungszelt: Andy Gaa (vorn) und seine singenden Deutsch-Schüler der Highschool Belleville-East. Foto: Belleville Sister Cities (BSC)

Auf deutsche Traditionen setzt auch das Kulturprogramm des Christkindlmarktes. Im beheizbaren Veranstaltungszelt demonstrieren  die „Belleville Holzschnitzer“ ihr Können. Drinnen oder draußen treten Singgemeinschaften, darunter der „Schonstadt Sangerbund“, Musikgruppen wie die „Edelweiss Band“, Tanzformationen wie die urbayrisch angehauchten „Schuhplattler Dancers“ oder ein besonderer Belleviller Schülerchor auf: 20 Deutsch-Schüler von Andy Gaa, Lehrer an der Highschool Belleville-East und aktives BSC-Vorstandsmitglied, singen, begleitet vom Belleviller Akkordeonisten Mardy Eisloeffel, deutsche und österreichische Weihnachtslieder oder bekannte amerikanische „Songs of Christmas,“ die ins Deutsche übersetzt  sind. Im Zelt am Public Square gab es beim ersten Auftritt ein „volles Haus“.  Und tollen Applaus.

Schnee ist in diesem Winter bislang Mangelware im Mittleren Westen: Aber auf dem Haus von Santa Claus darf die weiße Pracht natürlich nicht fehlen.

Gleich nebenan vom Christkindl-Markt steht am Public Square  „Santa’s House“, seit vielen Jahren ein Angebot des Belleviller „Exchange Clubs“. Drinnen ist fast täglich der rotgewandete, bärtige und stets freundliche Santa Claus anzutreffen. Er ist der Inbegiff des amerikanischen Geschenkebringers und stellt das Christkind, was dessen Bekanntheit in den USA angeht, weit in den Schatten. In „Santa’s House“, vor dem sich nicht selten Besucherschlangen bilden, können Kinder schriftlich oder mündlich ihre Weihnachtswünsche los werden oder für  ein – in US-Familien äußerst beliebtes – Foto mit Santa in die Kamera lächeln. Ein Formular für die „wish list“,  das auf der Internetseite des Belleviller Christkindlmarktes herunter geladen werden kann, ist mit dem Wort  „Wunschzettel“ überschrieben.

Beliebte Erinnerung an die Weihnachtszeit 2015: Der Besuch bei „Santa Claus“. Für dieses Fotomotiv nehmen Familien auch eine längere Warteschlange draußen vor „Santa’s House“ am Public Square in Kauf.

Draußen gibt’s Tierisches zu bestaunen. Was in der Partnerstadt Paderborn die „Lebendige Krippe“ ist, sind hier zwei Rentiere in einem kleinen Gehege,. Sie sind an den Adventswochenenden ein Besuchermagnet vor allem für Familien mit Kindern. Hier, am Public Square, können die Rentiere vor der stressigsten Nacht des Jahres noch ein wenig verschnaufen. In der Weihnachtsnacht  wird Santa Claus die beiden und – je nach Entfernung und Wetterlage – sechs bis zehn weitere Rentiere  anspannen, um mit seinem wie immer überladenen Geschenkeschlitten  sogar in die Luft zu gehen. Das jedenfalls schildern amerikanische Weihnachtserzählungen. Denn die Entfernungen zu den Kindern, die sehnsüchtig die jährliche Geschenk-Lieferung von Santa Claus warten, sind riesig. Und müssen in einer einzigen Nacht bewältigt werden.  Ganz vorn im Rentier-Rudel wird auch diesmal wieder ein berühmter Vierbeiner schnaufen. Andy Gaa’s Schülerchor stellte ihn im Zelt des Christkindlmarktes in einem Lied vor: „Rudolf mit dem roten Näschen.“

Wochenend-Attraktion: Das Gehege mit den beiden Rentieren. Das linke hat kurz vor seinem Auftritt in Belleville sein Geweih abgeworfen. Trotz der nun fehlenden „Schneeschaufeln“:  Santa Claus wird bestimmt auch dieses Rentier vor seinen Schlitten spannen. Im Hintergrund rechts „Santa’s House“. 

Als Werbefigur von Coca Cola erlangte der alte Rauschebartträger Santa Claus in den 1930er Jahren seine große Popularität in den USA. Aber Santa  ist keine Erfindung des Getränkekonzerns. Auswanderer aus den Niederlanden brachten den „Sinter Klaas“ bereits im 18. Jahrhundert nach Amerika. Schriftsteller des 19. Jahrhunderts dichteten ihm die Fähigkeit an, zu Weihnachten mit einer fliegenden Rentierschar und einem nicht minder flugtauglichen Geschenke-Schlitten unterwegs zu sein. „Rudolph the red-nosed Reindeer“, das berühmteste aller Rentiere, erblickte erst Jahrzehnte später, anno 1939, zunächst in Gedichtform, später als Christmas-Song – das Licht der amerikanischen Winter- und Weihnachtswelt. Text und 15 Fotos: Wolfgang Stüken